CLUSTER

Steigt Rauch in die Luft, ist das weithin sichtbar. Ein Ereignis schreibt sich für kurze Zeit in den Himmel. Besonders den nordamerikanischen Ureinwohnern wird zugeschrieben, diese Tatsache genutzt zu haben, um Informationen in Form von Rauchzeichen zu übermitteln.
Für CLUSTER erzeugte Rainer Gamsjäger eine zehn Meter hohe Rauchsäule und zeichnete sie auf Video auf. Sie bildet das Ausgangsmaterial für seine Auseinandersetzung mit digitalen Informationen. Neben der Apparatur zur Übertragung von Information, ist es entscheidend, sie kodieren und wieder entschlüsseln zu können. Im Fall von Rauchzeichen besteht Information aus Abfolgen von Rauch und Nichtrauch; in der digitalen Welt aus Abfolgen von Strom und Nichtstrom, Null und Eins. Die Manipulation, die in CLUSTER am aus Nullen und Einsen bestehenden Videobild vorgenommen wird, ist eine kontrollierte Umreihung der aufgezeichneten Datenabfolgen. Die dabei entstehende Verfremdung beruht nicht auf Störung eines digitalen Bildflusses, sondern es findet eine andere als die vorhergesehene Strukturierung der darin enthaltenen Informationen statt. Das bewirkt eine irritierende Abweichung von der gewohnten Erscheinung des aufsteigenden Rauchs. Eine neue Ordnung wird in die Reproduktion eines Ereignisses eingeschrieben. Die Konventionen dessen, wie uns die Welt alltäglich erscheint, geraten ins Wanken.
CLUSTER führt vor, dass nichts einer eindeutigen Interpretation unterzogen werden kann, dass es eine Frage der Apparatur bzw. der Betrachtung ist, wie man mit Informationen umgeht. Es muss möglich sein, in der Interpretation neue Felder zu entdecken. Dieser Anspruch an die Kunst, findet in CLUSTER einen gelungenen Ausdruck.

(Siegfried A. Fruhauf)

Weitere Texte

Residence-Künstler: Rainer Gamsjäger (Artikel)

Eindringliche Videoprojektion von Artist in Residence Rainer Gamsjäger auf "Parkdeck 12"

Die Vulkanwolke hat es bis nach Linz geschafft - in der neuesten Installation von Rainer Gamsjäger, dem diesjährigen OK Artist in Residence beim Filmfestival Crossing Europe. "Cluster" nennt sich die eindringliche Videoprojektion, die nicht endenwollende Rauchschwaden über eine Betonwand ziehen lässt. Mittwochabend wurde das Kunstwerk erstmals präsentiert, dank EU-Förderung wird es auf weiteren fünf Festivals zu sehen sein. Bedrohliches Donnergrollen tönt aus dem an das Offene Kulturhaus (OK) angrenzenden Parkdeck 12. Eine gewaltige Rauchwolke bahnt sich über die rund 25 mal zwei Meter große Wand ihren Weg und scheint dabei förmlich aus dem Beton zu ragen. Nach achteinhalb Minuten ist der Spuk vorbei - vorerst, denn die Schwaden tauchen immer und immer wieder auf. Apokalypse in der Endlosschleife. Das feucht-kühle Wetter an diesem Abend trägt das Seine dazu bei. Noch vor ein paar Wochen hätte er sich nicht gedacht, dass das OK-Auftragswerk durch den isländischen Vulkanausbruch einen derartigen Spin erhalten würde, so Gamsjäger anlässlich der Präsentation. Beabsichtigt sei das jedenfalls nicht gewesen, erklärte er augenzwinkernd: "Das ist höhere Gewalt." (APA)

In: DER STANDARD vom 22. April 2010
Orig. Titel
CLUSTER
Jahr
2010
Land
Länge
8 min 40 sek
Kategorie
Animation/Pixilation
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
Cluster 2010 (Artikel)
CLUSTER (Bild)
Credits
Regie
Rainer Gamsjäger
Konzept & Realisation
Rainer Gamsjäger
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2011
Vilnius - Tindirindis International Animated Film Festival