Spurensuche
Die Kunstszene ist Ausgangspunkt für Grosse Liebe, ein früher, süffisanter Film von Ferry Radax, in dem ein junger Maler durch einen mysteriösen Autounfall seine Gönnerin und Geliebte verliert. Als er am Unfallsort nach Spuren sucht, gelangt er an ein Tor, das ihn in eine Art Jenseits führt. Akustisch geleitet uns Josef Dabernigs Rosa coeli in eine Höhle oder Röhre - den Schlund der Erinnerung, die Abgründe des Vergessens. Ein Mann kehrt an den Ort seiner Kindheit zurück, ein mährisches Dorf. Sein Vater ist gestor- ben, das ist der Anlass der Reise. Sie löst einen Strudel von Assoziationen aus, über das Zurückkehren, über die Familie. Verschlossene Stube von Theresia Grösslinger verwischt und falsifiziert die Spuren einer persönlichen Familiengeschichte – den Tod der Großmutter – zugunsten der Entfaltung einer poetischen Textur, die auf die Allgemeinheit des Todes abzielt, ohne in geschwätzigen Nihilismus-Kitsch oder bizarre Morbidität zu kippen.
Programm
Grosse Liebe (Ferry Radax, 1966, 19 min.)
https://www.sixpackfilm.com/en/catalogue/1421/
Rosa coeli (Josef Dabernig, 2003, 24 min.)
https://www.sixpackfilm.com/en/catalogue/1228/
Verschlossene Stube (Theresia Grösslinger, 2004, 27 min.)
https://www.sixpackfilm.com/en/catalogue/1401/