Unknown Territories. American Independent Films
Was ist das unabhängige Filmschaffen in der USA? Gattungsmäßig oder gar inhaltlich fassen konnten wir es nicht. Stattdessen zeigen wir es Ihnen. Die Auswahl für die Woche der kurzen und mittellangen Filme kam während einer ausgedehnten Sichtungstour quer durch die Bestände der wichtigsten Verleiher in New York, Chicago und San Francisco zustande.
Auf neun Blöcke verteilt finden Sie das Ergebnis: die 40 schönsten und auch einflußreichsten Filme der vergangenen Jahre. Die Programmblöcke sind nach thematischen Schwerpunkten gestaltet. Politisch und feministisch Engagiertem stehen Portraits gegenüber, neue Formen des Dokumentarfilms finden sich neben Avantgardistischem. Die ausgeprägt persönliche Sicht fehlt nirgends, ebensowenig der Trend, starre Genre-Grenzen zum Fallen zu bringen.
Wie beim letztjährigen "Found Footage" Festival haben wir personale Schwerpunkte gesetzt. Damals war Bruce Conner so erfolgreich, dass wir vier seiner Arbeiten wieder ins Programm nahmen. Vorgestellt wird heuer Pat O'Neill - ein Zauberer am optischen Printer. "Optical Printing" ist die Kunst des mehrfachbelichteten, montageartig geschichteten Films. Seit den 60er Jahren steigerte Pat O'Neill diese Technik zu einer visuellen Fülle der Formen und Farben, die bis heute einmalig ist. In den USA berühmt wie Conner, blieb er in Österreich bis heute unbekannt. Das soll nun anders werden...
Das seltene Erlebnis einer nachgeholten Entdeckung bietet sich auch bei den "Flaming Creatures" von Jack Smith an. 1963, im Jahr seiner Entstehung, gab es diesen Film gerade lang genug, um einen Aufruhr zu erzeugen. Nie zuvor war Homosexualität so lustvoll und radikal auf Film gezeigt worden. Dann wurde er verboten, und er letztes Jahr gelang es, ihn vom Index zu holen. Ob es "Sodom" vom Luther Price ähnlich ergehen wird, bleibt abzuwarten. Heftigste Diskussionen provoziert er bereits.
Unterstützung holten wir uns bei Steve Anker, dem Leiter der Cinematheque in San Francisco. In den USA gilt Anker als profiliertester Kurator des Independent Films. In Wien wird er seine Programme persönlich vorstellen: neue Arbeiten von Stan Brakhage, Klassiker von Ernie Gehr und ein Block mit Filmen von Frauen: "Body as Battlefield".
Von Frauen kommen auch drei sehr intime Dokumentarfilme: Su Friedrichs Portrait ihrer deutschen Mutter führt zurück ins Nazi-Deutschland (das mit "Universal Hotel" von Peter Thompson und "Signal - Germany on the Air" von Ernie Gehr fast schon einen inhaltlichen Schwerpunkt im Festival bildet). Chick Strand beobachtet mexikanische Frauen bei der Arbeit an "Fake Fruits", öffnet sensibel Terrain, das man so nie erschlossen bekommt. Und Leslie Thorntons futuristischer Dokumentarfilm "Peggy + Fred in Hell" ist kaum weniger als ein existentialistischer Essay, angesiedelt in einer post-apokalyptischen Welt.
Apokalyptisch geht es auch in Craig Baldwins "Tribulation 99" zu, einem der vielen Found Footage Filme im Programm: ein rasender Satire-Trip durch die Egg-heads der Politik, und der letztgültige Nachweis, dass diese von outer Space gesteuert sind, um uns alle zu vernichten.
Zuvor aber noch lädt sixpackfilm Sie ein: zu einer Expedition durch alle Himmels- und Filmrichtungen der Unknown Territories des amerikanischen Independent Films.
Programmübersicht
Close-Up: Anlangen des Fernen
Die Fährten des Faustrechts
Ghosttowns and Dreamlands
Pat O'Neill
Ernie Gehr
Cartography of Guilt
"Ladies and Gentlemen!" Das Entdeckte Geschlecht
Die Fährten des Faustrechts
Stan Brakhage: Selected Films 1982-1990
Body as Battelfield: Films by Women
für mehr Information und das detaillierte Programm siehe downloads
Ein gemeinsames Programm von sixpackfilm und Stadtkino
Konzept und Organisation Martin Arnold, Brigitta Burger-Utzer, Peter Tscherkassky