Guy Maddin
Guy Maddin, nach dem B-Movie-Star Guy Madison benannt, wurde 1956 in Winnipeg, Kanada, geboren. Dieser entlegene und im Winter bei vierzig Minusgra- den ausgestorbene Ort, wo er noch heute lebt und arbeitet, findet sich oft in den Schauplätzen seiner Filme wieder. Den meist abgeschotteten und überzeichneten Orten der Maddin’schen Kinophantasie, in denen Seuchen, Amnesien, Krieg, Eifersucht und Liebestollheit die Menschen heimsuchen, gibt er Namen wie Gimli, Mandragora, Bad Tölz oder Archangelsk. Als Autodidakt dreht er 1985 seinen ersten Kurzfilm The Dead Father, ein schwermütiges Märchen um einen jungen Mann, der von seinem Vater auch nach dessen Tod in Erscheinungen gequält wird. Er produziert ihn mit der damals sehr aktiven Winnipeg Film Group, als Resultat gemeinsamer exzessiver Filmsichtungen und -analysen. Seine zweite Arbeit Tales from the Gimli Hospital entwickelt sich zum Kultfilm und lief mehrere Monate als Mitternachtsvorstellung in New York.
In seiner Phantastik wird Guy Maddin mit dem jungen David Lynch verglichen und seine schräge und handgemachte Ästhetik erinnert an Ed Wood. Bis heute realisierte er fünf Langfilme, die alle im Rahmen dieser Retrospektive präsentiert werden, und 17 Kurzfilme: Verklärte Artefakte, die enthusiastisch aus dem Fundus der Filmgeschichte schöpfen. Der späte Stummfilm mit seiner ausdrucksstarken Mimik und Gestik, den Schattenspielen und wenigen Zwischentiteln ist seine bevorzugte Periode, aber auch der frühe Tonfilm, der film noir und die surrealen und poetischen Werke von Luis Buñuel.
Programm
Tales from the Gimli Hospital (CAN 1988, 35mm, s/w, 72 Min.)
Dracula – Pages from a Virgin's Diary (CAN 2002, 35mm, F, 75 Min.)
Careful (CAN 1992, 35mm, F, 100 Min.)
Kurzfilme 1985-2001
Archangel (CAN 1990, DVD, s/w, 83 Min.)
Twilight of the Ice Nymphs (CAN 1997, 35mm, F, 92 Min.)
Guy Maddin: Waiting for Twilight (Noam Gonick, CAN 1997, Beta SP, F & s/w, 60 Min.)
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eine Veranstaltung von sixpackfilm
Redaktion und Interview Brigitta Burger-Utzer