leider abgesagt: A perfect body is an embarrassing body – 30 Jahre sixpackfilm
sixpackfilm wurde 1990 gegründet, um eine umfassende (eine der ersten ihrer Art) Found Footage Filmschau im Stadtkino zu veranstalten. Nach dem großen Erfolg erweiterten wir das Vereinsziel um den Aufbau einer Vertriebsorganisation für den österreichischen künstlerischen Film aller Stilrichtungen. 30 Jahre später ist sixpackfilm ein international etablierter Weltvertrieb und Verleih, der jährlich 40 – 50 neue Filme um die Welt zu Festivals schickt. Das Konzipieren von Veranstaltungen ist noch immer ein wichtiger Bestandteil unserer Öffentlichkeitsarbeit für den innovativen Film aus Österreich, aber wir präsentieren auch internationale Filmkunst in Wien. Im heurigen Jubiläumsjahr kuratieren das Österreichische Filmmuseum (Michael Loebenstein, Jurij Meden) und sixpackfilm (Brigitta Burger-Utzer) abermals eine groß angelegte Schau mit Filmen aus „gefundenem Material“. Denn immer mehr Filmemacher*innen entdeckten seit den 1990er Jahren die Schönheit und Aussagekraft fremder Bilder, die nicht nur Geschichte(n) transportieren, sondern oft auch Geschichte sind. Das Geburtstagsprogramm während der Diagonale 2020 ist ein kleiner Vorgeschmack darauf.
Es bietet weibliche Handschriften rund um die neueste Arbeit von Deborah Stratman. Vever (for Barbara) aktualisiert liegen gelassene Filmprojekte von Maya Deren und Barbara Hammer gleichermaßen und bringt sie in einen zeitgemäßen postkolonialen Diskurs.
Der Titel des Programms ist dem sprechenden Zitat von Jean-Luc Nancy im wunderbaren Diagonale-Trailer ´11 von Sabine Marte entnommen. Wie immer konstruiert sie um einen kunstvollen Text eine filmische oder performative Struktur: In Do we need to have an accident? schneidet sie aus unzähligen Hollywoodfilmen die Szenen mit den passenden Sprachfragmenten zu drei surrealen Erzählungen.
Nana Swiczinsky dekonstruiert mittels Morphing in Lezzieflick sexuelle Szenen zwischen Frauen, die in Heteropornos lesbische Erotik simulieren.
Beim letzten Locarno Film Festival hat The Giverny Document von Ja'Tovia Gary zurecht den Preis für den besten Film der Sektion „Moving Ahead“ gewonnen. Sie verwendet das Medium Film als radikales, facettenreiches Statement für die Sichtbarkeit und Personifizierung schwarzer Frauenkörper in öffentlichen Räumen in Europa, in New York und schließlich auf Bühnen wie sie Nina Simone bespielt.
Zum Abschluss wütet Mara Mattuschka als extraterrestrische Riesin auf unserem Planeten und löst apokalyptische Katastrophen aus bevor sie den Eiffelturm für ihre sexuelle Befriedigung benützt.
Program and text Brigitta Burger-Utzer