Sunset Boulevard
"Sunset Boulevard: Abendrot über dem Stoßverkehr in L.A. als Glanzlicht einer neuen Kurzfilm-Generation." (Claus Philipp)
Sowie Kren den Wiener Fensterguckern zuguckt, hat Thomas Korschil in San Francisco die stieren Blicke von Autofahrern eingefangen und daraus ein betörendes visuelles Abenteuer kreiert: Sunset Boulevard besteht aus hunderten kurzen, von der selben Position aus aufgenommenen Schwenks – eine für viele strukturelle Filme typische Reduktion der Form – und zugleich eine der Monotonie des geregelten Berufslebens kongruente Filmform. Die Entfremdung findet ihr optisches Pendant in der Auflösung identifizierbarer Gesichtszüge, die mit der zunehmenden Beschleunigung der Schwenks eintritt. (Peter Tscherkassky: "Die Lust am Film", In: Blicklust, Programmfolder 1994)
Thomas Korschil zu seinem Film Sunset Boulevard
Obwohl dieser Film primär ein visuelles und speziell ein kinetisches Erlebnis ist – zu Zeiten beginnt die Sache sich wie ein Karussel zu drehen – spielt der soziale Bereich eine wichtige Rolle. Sunset Boulevard ist gewissermaßen der Versuch, die beiden großen, gegensätzlichen Mythen US-Amerikas, den Mythos des unbegrenzten Individualismus ("lonesome rider") und jenen des "melting pot", des Schmelztiegels aller Ethnien, auf einmal zu verbildlichen. Die verschiedenartigsten Menschen sind, zumeist alleine, alle gleich, in ihren Autos, die auch an verwandte Schachtelbehältnisse wie Häuser, Büros, Fabriken u. ä. erinnern, gefangen. (TK 1991)
Sunset Boulevard
1991
USA, Österreich
8 min