Schwenk
Was in Kurt Krens kontrollierter und filigraner Natur- und Zeitstudie 31/75 Asyl, an den Steiners Film entfernt erinnert, in jedem Moment scheinbar zu passieren drohte, ist hier vollzogen worden: Das Bild von Natur ist entgültig "auseinandergeflogen", wie eine Maschinerie, die in einer letzten Kraftäußerung sich in ihre Einzelteile zerlegt hat und deren zusammengetragene Fragmente nun keine Einheit mehr ergebn wollen.
Gleich seinem Vorgänger Zòcalo ist Schwenk das Ergebnis synthetischer Kinematographie, eine Fotoanimation in unzähligen Schichten und Überlappungen, zusätzlich angereichert durch zeichnerische Gesten. Ein kahler Winterwald defiliert vorüber; doch nur kurz ist dieses Hauptmotiv als intaktes auszumachen, bevor es überwuchert wird von polymorphen Maskierungen arhythmisch aufblitzenden Landschaftsbruchstücken, welche zwischendurch, in weniger dichten Passagen, isoliert im leeren, schwarzen Raum hängen gelassen werden.
Steiners Methode der (exzessiven) Mehrfachbelichtung in der Kamera öffnet insbesonders in Kombinationen mit dem freien Einsatz von vielförmigen Masken dem Zufall ein weites Spielfeld; und in der Tat scheinen sich seine Arbeiten streckenweise oft hart an der Grenze zum (totalen) Chaos zu bewegen. Steiner ist aber auch einer der wenigen Künstler, denen es im technischen Medium Film manchmal gelingt, die Direktheit, Spontaneität und die daraus fließende Energetik ihrer Arbeitsweise bis ins Ergebnis hinein für die Betrachter spürbar und bewegend am Leben zu erhalten. (Thomas Korschil)
Schwenk
1998
Österreich
5 min