Maria Lassnig Kantate
Im Stil eines Bänkelsängers trägt Maria Lassnig in 14 Strophen ihren Lebensrückblick vor, während im Hintergrund selbst gezeichnete Schauergeschichten ablaufen: "Es ist die Kunst jaja, die macht mich immer jünger, sie macht den Geist erst hungrig und dann satt!"
(Hubert Sielecki)
"Die Welt und die Leute in ihren tragikomischen Verwirrungen, Vorurteilen und Aberglauben gaben mir Stoff, mit dem Finger darauf zu zeigen. Mit Humor kann man Unvollkommenheit und Schmerz überwinden. Als Malerin Texte, Dialoge und Gesänge zu schreiben, war ein großes Abenteuer, aber es erweckte Gewissen und Verantwortungsgefühl, wenn nicht vor dem Film so bestimmt nachher."
(Maria Lassnig)
Maria Lassnigs letzter Film, die Maria Lassnig Kantate ist ihr vielleicht bekanntester: Und wieder probiert die zum Entstehungszeitpunkt 73jährige etwas Neues. In Kostümen, die einen ironischen Kommentar zu verschiedenen Lebensphasen darstellen (als Punk, Freiheitsstatue, Flüchtlingsfrau, Femme Fatale oder braves Schulmädchen), steht sie in den Landschaften der eigenen Bilder (Blue Box Verfahren) und erzählt singend ihre Lebensgeschichte. Wobei der fast rezitative Gesang keineswegs den klerikalen Beigeschmack des Titels hat. Begleitet von einer Drehleier (Hubert Sielecki), lässt er eher an die Volks- und Bänkelsänger denken, die mit ihren Mords- und Katastrophengeschichten durch die Lande zogen: Und eine Affinität Lassnigs zur „Moritat“ scheint auch nur logisch – denn wie nahe liegen einander in diesem Genre Literatur, Musik und darstellende Kunst; das große Drama und der keck triumphierende Scherz.
(Maya McKechneay, In: Diagonale Katalog 2006)
Avantgarde/Kunst
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