Landleben
Der Dokumentarfilm Landleben zeigt Bilder und Töne aus dem Alltag einer Dorfgemeinde in Tirol. Wenige, konzentrierte Beobachtungen, kommentarlos, von einer starren Kamera gleichmäßig registriert. Ansichten vor Ort, klar strukturiert, jedes Bild durch eine Abblende vom nächsten getrennt. Elf Augenblicke aus der österreichischen Provinz. Gedreht wurde das Material des Films bereits in den Jahren 1970 bis 1973: der damals gerade 25jährige Christian Berger hielt an seinem Wohnort Ampass die nächste Umgebung fest, als Reaktion auf seinen desillusionierenden Arbeitsalltag als junger TV-Kameramann. Erst zwanzig Jahre später entdeckte Berger beim Entrümpeln seines Schneideraums das liegengebliebene und im wesentlichen strukturierte Material wieder, der Entschluß zur Herstellung einer Kinokopie war der letzte Schritt der langwierigen Entstehung. Was Landleben von vergleichbaren Filmen unterscheidet, ist seine radikale Einfachheit im Umgang mit den Formen des Dokumentarischen: nicht ein Thema wird bebildert, sondern Bild und Ton stehen für sich; nicht Aktualität oder Sensation stehen im Vordergrund, sondern die Kenntnis des Gezeigten und die Beziehung dazu. So zeigt Landleben: wie Äste von Bäumen hinuntergesägt werden; wie eine Blasmusik ins Dorf marschiert; wie das Wasser an einem regnerischen Tag über die Straße fließt; wie zwei Mädchen im Wohnzimmer ein Märchen spielen. Und so hört man das monotone Hämmern der allgegenwärtigen Häuserbauer, die wuchtigen Glocken nach einer Bergpredigt und den tänzerischen Rhythmus einer Mischmaschine. Landleben ist ein Ton-Film im buchstäblichen Sinn: eine virtuose Cheoreographie des Blicks. Ein Film für alle Sinne. (Constantin Wulff)
Landleben
1995
Österreich
18 min