Anna

Es folgt Christanell´s erstes Hauptwerk, Anna: Ging es in Es war ein merkwürdiger Tag um die Suche nach dem eigenen Bild, so geht es hier um die Suche nach – den Spuren – der eigenen Gegenwart in der eines anderen Menschen. Anna ist ein Portrait von Anna Rheinsberg, darin ein Versuch Christanells, sich selbst in ihrer Freundin zu sehen – was hat man gemeinsam als Frauen einer bestimmten Zeit, was konstituiert Weiblichkeit? Eine Antwort darauf wäre: Die Objekte des Lebens und was man mit ihnen tut.

(Olaf Möller)


Der Film schafft optische Symbole zum Thema Weiblichkeit. Damit kommt das spezifisch weibliche Ambiente zur Sprache: Beschränkung weiblicher Existenz auf den Innenraum, ein Leben mit Schmuck und Flitter. Faszination durch die Welt des Mannes. Tätigkeiten wie Häckeln bestimmen das Leben von Anna. Mit dem Betrachten von Fotos aus der Vergangenheit tritt Anna eine Reise Vergangenheit an. Die optischen Symbole sind ambivalent und ironisieren die traditionelle Sozialisation der Frau. Der Film setzt das Medium Foto in Kontrast zu Lifeszenen durch Filmzeit und Farbigkeit, teils illusionistisch, teils als Medium im Medium.

(L. C.)

Weitere Texte

Lisbeth Waechter-Böhm zu Anna von Linda Christanell

Eine junge Frau, Anfang bis Mitte zwanzig, auffallend schön, durchlebt die Konfrontation mit historischem Fotomaterial von Männern, denen Frauen zugeordnet sind, von Männern, denen Frauen und Fenster in alten Häusern zugeordnet sind, von Frauen, die hinter diesen Fenstern eingesargt sein mögen und denen alte, aus feinstem Faden gehäkelte Spitzenmuster zugeordnet sind, von Frauen, zu denen schmückende Requisiten gehören. (...)

Auf der historischen Inhaltsebene hält uns Linda Christanell die Tragödie unserer Mütter, Großmütter, Urgroßmütter vor Augen: Die hinter den Vorhängen eines Fensters in einer sog. "Frauenrolle" verkommen mußten. Auf der Ebene des Porträts erleben wir die Kritik der Protagonistin Anna an unserer kollektiven Vergangenheit, ihre Befreiungs- und Ausbruchsversuche, auch ihre Identifikation. (Lisbeth Waechter-Böhm, 1983)


Orig. Titel
Anna
Jahr
1980 - 1981
Land
Österreich
Länge
40 min
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Deutsch
Downloads
Anna (Bild)
Credits
Regie
Linda Christanell
Drehbuch
Linda Christanell
Kamera
Linda Christanell
Musik
Linda Christanell
Schnitt
Linda Christanell
Darsteller*in
Anna Rheinsberg
Mitarbeit
Doris Lötsch
Verfügbare Formate
16 mm (Originalformat)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Mono
Bildfrequenz
25 fps