Open House
Sebastian (Basti) nimmt den Christopher Street Day in Berlin zum Anlass, seine Drei-Zimmer-Wohnung zum Open House zu erklären. So versammelt sich drinnen ein kleines Kollektiv von Männern als Echo Chamber zur Versammlung der ,Community‘ draußen. Der öffentliche Raum, der im Zeichen einer aktivistischen Politik der Sichtbarkeit angeeignet wird, steht einer Ökonomie des Privaten gegenüber.
Die Kamera hält höflich Abstand zu den Männern unterschiedlichen Alters, die sich hier sexuell begegnen und die sich wohl eher am Rande der lgbtiq*-Kultur verorten. Die Türschwellen und Raumfluchten rahmen die Aufnahmen der Protagonisten, die dadurch stärker miteinander als mit der Kamera (und dem Filmemacher) sprechen. Basti, erfahren in der Swingerkultur, die er mit seiner verstorbenen Frau leidenschaftlich gelebt hat, organisiert den Raum, den er zur Verfügung stellt. Ein Freund bringt Getränke vorbei und verschwindet wieder. Im Hintergrund hat es sich ein Age-Gap Pärchen bereits auf der Couch im Wohnzimmer gemütlich gemacht und tauscht Zärtlichkeiten aus. Ein älterer elegant gekleideter Mann kommt dazu und rasiert sich, nachdem er sich entkleidet hat, zunächst einmal den Intimbereich. Gesten und Worte werden fast beiläufig getauscht, ohne Eile. Wenn das Tempo zu langsam wird, kommen Bastis „Pimmelpillen“ zum Einsatz. Neben im Plauderton entdeckten Gemeinsamkeiten ihrer offiziellen Vitae wird sich auch über das Schwulsein und Genderfluidität ausgetauscht.
Jan Soldats Männer-Körper-Archiv formuliert sich weiter aus und stellt mit diesem Film ein neues Element in das relationale Gefüge queerer Männlichkeiten, wobei Open House auch eine in die Gegenwart reichende Demarkationslinie zum ehemaligen Osten spürbar macht. (Nicole Kandioler)
Open House
2025
Österreich, Deutschland
9 min