Teresas Körper

Die Knie, der Rücken, der Ellenbogen, der Nacken: Teresas Körper zeigt sich in Magdalena Chmielewskas Mutterporträt wiederholt und dabei geradezu programmatisch als Fragment. Teresa ist eine zerstückelte Frau, äußerlich unversehrt trägt ihr dauererschöpfter Körper, der sich bevorzugt in Camouflage-Gewand hüllt, tiefe Wunden. „Meine Wirbelsäule wird jeden Moment brechen“, sagt sie, und dass ihr Körper in diesem Zustand sei, weil ihr Leben nicht gut war. Während sich Teresa in der Hoffnung auf Linderung auf ein Holzbrett legt, sucht ihre Tochter Magda beim Tanz die Schwelle zu erreichen, an der somatische Verausgabung in Trance kippt. Euphorisiert berichtet sie von einem Workshop: „Sie lehren uns, aus der höchsten Vitalität des Körpers heraus zu arbeiten.“  

Magdalena Chmielewska nähert sich ihrer Mutter Teresa Chmielewska in Form einer non-linearen Autofiktion, in deren Zentrum ein durch patriarchale Gewalt beschädigter Körper steht. Zu Beginn ist ein von leisem Gluckern begleitetes rhythmisches Klopfen zu hören, wie unter Wasser oder aus einer Bauchhöhle aufgenommen. Ähnlich entgrenzt sind die entrückten Erinnerungsbilder, die aus der Tiefe einer anderen Zeitschicht durch die Oberfläche brechen. Unter einem Sauerkirschbaum vergraben zwei Schwestern ein Amulett und sprechen dabei ein beschwörendes Gebet. Der „kleine Himmel“, so das spirituelle Werkzeug, soll die Mutter von ihrem Rückenleiden befreien und vor der Gewalt des Vaters beschützen.  

Katatonie und choreografierte Bewegung, ‚blutende‘ Sauerkirschen und Fleisch: In dem mit symbolisch aufgeladenen Motiven ausgestatteten Stressraum treffen Fließkräfte auf Stasis und Zeichen verknüpfen sich zu Assoziationsketten. Die Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Realem und Geträumten, Ich und Du sind unscharf gezogen, auch Dokumentation und Fiktion fließen ineinander. Trauma Fiction, mit Mutter und Töchtern in den Rollen ihrer Alter Egos.  

Auf neuerliche Verluste folgen Aufbruchbewegungen, Fluchten: „Die Füße brennen. Der Körper brennt!“ (Ester Buss)

Orig. Titel
Teresas Körper
Jahr
2025
Land
Österreich
Länge
76 min
Kategorie
Hybrid
Orig. Sprache
Polnisch, Deutsch
Untertitel
Englisch
Credits
Regie
Magdalena Chmielewska
Drehbuch
Magdalena Chmielewska
Kamera
Zuza Kernbach
Schnitt
Anna Garncarczyk
Sound Design
Karim Weth
Produzent*in
Camille Chanel, Magdalena Chmielewska, Sylwia Szczechowicz-Warszewska
Mit Unterstützung von
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport / Federal Ministry for Arts, Culture, the Civil Service and Sport, Stadt Wien, scriptLAB docu
mit
Teresa Chmielewska, Magdalena Chmielewska, Aleksandra Chmielewska-Grzegorzek, u.a. / et al.
Originalton
Anna Rok
Verfügbare Formate
DCP 4K flat (Distributionskopie)
Bildformat
3:2
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
Farbe