Droomadom
Wir alle kennen das Gefühl, während einer Zugfahrt langsam in den Schlaf zu gleiten. Und so wirkt der Anfang von Luzia Johows Videoarbeit Droomadom hypnotisch und zugleich vertraut. Während vor den Abteilfenstern dunkle Landschaften vorbeifliegen, lullt das rhythmische Rattern der Räder auf den Schienen ein. Allmählich wird der bekannte Sound elektronisch verfremdet, und in der Scheibe erscheint ein rot-pulsierender Körper.
Die Landschaften, die Luzia Johows Film in der Folge in verschiedenen Techniken – mit eingekeyten Found-Footage-Ausschnitten oder gemalten Animationen – entwirft, sind Gefühlslandschaften. Wie in Träumen geht es nicht darum, diese Räume exakt zu erfassen, sondern vielmehr um ein Gefühl, für das sie stehen. Im Off berichtet unterdessen eine Frauenstimme von Traummomenten, die sich in ihrer Erinnerung manifestieren.
Einer dieser Momente variiert das von Freud dargestellte Motiv des Verlegenheitstraums, in dem man auf die eine oder andere Weise exponiert ist. Luzias Johows Träumerin hat zu viele Koffer, die alle offen stehen und in einer hastig verwackelten Sequenz von Mitreisenden durchwühlt werden. Wieviel Persönliches gibt man preis – auf Reisen, und überhaupt? Was zeigt man, was verbirgt man? Welche Gedanken und Erinnerungen hat man zuoberst im Gepäck, welche liegen unten verborgen? Und vor allem: Ist man am Ziel einer Reise noch die gleiche Person, als die man losgefahren ist?
Tatsächlich haben ihre Zugfahrten zwischen Belgien und Österreich die Filmemacherin zu dieser Arbeit inspiriert. Denn an der Royal Academy of Fine Arts in Gent (KASK) hat sie Regie studiert. „Droom“ ist das flämische Wort für Traum, und der Titel spiegelt lautmalerisch das rhythmische Dahinrattern über Eisenbahnschwellen, das sich als Leitmotiv durch den Film zieht: „Droomadom … adom … adom … adom“. (Maya McKechneay)
Droomadom
2025
Österreich
15 min