Bleifrei 95
Bleifrei 95, der Kurzfilm des Regie-Duos Emma Hütt und Tina Muffler sucht Räume, die maskulin besetzt sind – und lädt sie queer lesbisch auf. Klos an einer Tankstelle an einer Autobahnausfahrt werden zum Ort für anonymen lesbischen Sex, den auch eine Mutter nutzt, während Vater und Kind nichtsahnend volltanken. Es braucht keine Worte, um das Begehren ins Laufen zu bringen.
Im Zentrum stehen drei Freund:innen, die sich schon lange kennen und Mitte Zwanzig sind: Aino, Toni und Lolly. Aino feiert ihre Bachelorette-Party. Toni arbeitet an der Tankstelle und war mal kurz mit Aino zusammen; Lolly ist weggezogen, hat aber immer, wenn sie an ihren Heimatort zurückkehrt, Sex mit Ainos Mutter. Die Heimlichkeit dieser On-Off-Beziehung führt auch diesmal wieder zu Streit. Lolly läuft allein zur Party und driftet wie im Rausch durch die Nacht. Sie trifft ein paar Jungs, wirft Drogen ein, irritiert sie mit ihrem lesbischen Liebeskummer.
Der Film entwirft ein brüchiges Stimmungsbild. Unter der heilen Oberfläche gibt es Geheimnisse und alte Verletzungen. Leichtigkeit und Schwere, Übermut und Absturz sind in dem atmosphärisch dichten Film oft nur einen Augenaufschlag voneinander entfernt. Wird es den Dreien gelingen, ihre Freundschaft neu zu verhandeln? In einer altmodischen Bar – gedreht wurde in einer der ältesten Lesbenbars Deutschlands, dem La Gata in Frankfurt – kommen alle zusammen.
Leicht und lustvoll etablieren die beiden Regisseur:innen einen queeren Alltag in einer homophoben Realität. Sympathisch unberechenbar bleibt dieses Peripherie-Road-Movie, in dem es um Freiräume jenseits von bürgerlichen Normen, intensive Momente und die Schönheit und Fragilität von Freundschaft in Umbruchszeiten geht. (Karin Cerny)
Bleifrei 95
2025
Deutschland, Österreich
24 min