Venus & Peripherie

Das meiste auf der Welt sei nicht von Bedeutung, sagt Jacque Fresko (Jahrgang 1916), der autodidaktischer Sozial-Architekt, Industriedesigner und Erfinder. Die Basis seines "Venus Project“s, einer lebensumfassenden Idee, ist von ihm über die Jahrzehnte ausgiebig und klar umrissen worden: Es geht ihm um die Umsetzung eines neuen Wertesystems für ein gemeinschaftliches Leben auf diesem Planeten. Der Mensch ist seiner Meinung nach auf seine Grundbedürfnisse herunter zu brechen. Diese Grundbedürfnisse (Nahrung, Wohnraum, Schutz) sind bei allen Menschen gleich und somit für den Menschen gleicherart zugänglich zu machen. Auf diese Weise würden sich nach seiner Theorie Kriege, Missstände und Armut von der Wurzel an verhindern lassen. Der Mensch ist nur ein einfaches Muster, ein Muster an Bedeutungslosigkeit. Und der Mensch ist seiner Ansicht nach nur in der Gesamtheit aller Menschen zu betrachten. Fresco spricht von einem reduzierten Miteinander, von einer Sprache, die nicht abhängig ist von Interpretation. Doch würde eine Sprache ohne Interpretation den Menschen nicht seiner wichtigsten und auch gefährlichsten Fähigkeit berauben, seiner Kreativität? Fresco lässt hier außer acht, dass es den "Menschen" per se gar nicht gibt.

Ahnelt hält in ihrem Film klug dagegen, ohne feindselig zu stimmen:  Ein langer Blick in die Kamera und die Leinwand ist von Kamerafusseln gerahmt. Das Haarschneiden des Tonmannes in der Wärme der Nacht, die Schwere, eine Umarmung, und eine Hand greift in das Bild und in das Haar. Die Kamera und das Mikrofon finden sich als Schattenwurf auf einer Wand wieder. Die Sprache und der Ton liegen meist asynchron auf dem zugeordneten Bild und bilden doch eine dichte Einheit. "Der Mensch" ist spürbar hier in diesen Szenen, mitsamt seiner Fähigkeit zur Empathie. Die Kamera ist hier, um dies aufzunehmen, und die Regisseurin ist hier, um uns dies alles später einmal zu zeigen. Es sind Ahnelt’s Bilder und Töne, die uns zeigen, dass alles von Bedeutung ist. Und dass der Mensch von Bedeutung ist. (Claudia Siefen)

Orig. Titel
Venus & Peripherie
Jahr
2016
Land
Länge
min
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Englisch
Downloads
Josephine Ahnelt, V&P, Still_01 (Bild)
© Josephine Ahnelt, courtesy of sixpackfilm
Josephine Ahnelt, V&P, Still_02 (Bild)
© Josephine Ahnelt, courtesy of sixpackfilm
Josephine Ahnelt, V&P, Still_03 (Bild)
© Josephine Ahnelt, courtesy of sixpackfilm
Credits
Regie
Josephine Ahnelt
Mit Unterstützung von
Stadt Wien, Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport / Federal Ministry for Arts, Culture, the Civil Service and Sport
Verfügbare Formate
Festivals (Auswahl)
2017
Wien - this human world International Human Rights Film Festival
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films