16 x 4 Hände
Die meisten tastenden Empfindungen übersetzt das Kino in Blicke.[1] 16 x 4 Hände ist ein konzeptuelles Porträt eines jungen Paars in einer Wohnung. 21 Tage lang hat die Filmemacherin Josephine Ahnelt die beiden in ihrer Wohnung besucht und sie nahe einem Fenster sitzend aufgenommen. Sie inszenieren sich für die Super-16mm-Kamera frontal und seitlich, ineinandergeschmiegt, wie zwei zerbrechliche Schalen. Mit Blicken, in denen Zugewandtheit und Abweisung changieren. Die Kameraeinstellungen wechseln zwischen halbnah und nah auf die übereinander gelegten verschränkten Hände, dem Blick in die Kamera oder Totalen, die aus dem von Pflanzen überwachsenen Raum Durchblicke gewähren auf das Paar. Alles erzählt von Schutz und Weltferne, die Autos draußen vor dem Fenster blinken im Vorabendglühen. Die Filmemacherin gibt einen Einblick in einen Lebensentwurf so zeitgemäß, wie auch weggerückt in empfindlicher Abgeschiedenheit. Josephine Ahnelt, die in ihren Filmen immer wieder auf die Mittelbarkeit kommt, auf den Nebenschauplatz und ihren Blick wie beispielsweise in Tic Tac auf Fragilität und Anspannung, auf die vorbereitenden Gesten der Aktion lenkt, findet hier ein scheinbar romantisches Abbild. Die Gebärden der beiden Portraitierten sprechen von Schutz und Umschließung und das Licht umspielt sie weich. Lichtblitze an den Schnitträndern funken herein wie der rauschende Verkehr draussen vor dem Fenster. Die feine Porträt-Balance zwischen der gierigen Kamera und einer sich entziehenden rätselhaften Gegenwart bleibt gewahrt. (Madeleine Bernstorff)
[1] Harun Farocki in: Der Ausdruck der Hände, zitiert nach: http://www.kunst-der-vermittlung.de/dossiers/bildforschung-farocki/der-ausdruck-der-haende/
16 x 4 Hände
2015
7 min