"Wie schlimm kann eine Krankheit wie Mantelzelllymphom sein, 
die drei aufeinanderfolgende l im Namen hat? 
Ist das nicht der ultimative morphologische Ausdruck von Gemütlichkeit? 
So wie, und ich zitiere aus dem Wörterbuch, 
Baumwolllaken, Bestellliste, Gemüsestillleben, Helllila, Rollladen, Gerölllawine. 
Lauter schöne Worte mit glücklich machenden Assoziationen." 

Albert Farkas, der hier Porträtierte, steht seinem Namensvetter Karl in nichts nach, was rabenschwarzen jüdischen Humor betrifft, genauer: das Machen von Witzen über Dinge, die nicht unbedingt zum Lachen sind. Und er hat in Josephine Ahnelt eine filmende Freundin gefunden, die mit viel Herz und wachem Aug & Ohr Albert auf dem zähen Weg durch Stationen der Chemotherapie begleitet. Das Motiv der Haare und deren zeitweiliger Verlust zieht sich durch den Film, im AKH, bei Infusionen, wird Albert auch eine rote Clownperücke tragen.

Die anfängliche Diagnose ist niederschmetternd, die Suche nach lebensbejahender Energie stark. Die Filmformate wechseln, von Super 8 bis zu Handy-Aufnahmen, die Farben leuchten unterschiedlich, so wie kein Tag dem andern gleicht. Die Tonspur ist getragen von Alberts Reflexionen – und von Vogelgezwitscher. Schon eingangs beschreibt Albert das nächtliche Erwachen aus einem Albdruck, der ihn, fast rauschartig, Behältnisse zur Vogelfütterung anschaffen und doch fragen ließ, ob er in sechs Monaten noch Freude daran verspüren würde. 

Wir sehen kostbare Momentaufnahmen eines Lebens, Eislaufen in Schwarzweiß, eine therapeutische Sitzung. Albert erzählt vom lustvollen Horten von Lebensmitteln und zeigt seine überquellenden Schränke. Von seinen Reisen schickt er die immergleichen Einstellungen am Smartphone: Albert mit ernstem Blick – vor der Mona Lisa im Louvre, vor demSleeping Beauty Castle im Disneyland Paris ...

Zum Schluss, im Circus- und Clownmuseum, hört man Charles Chaplins/Nat King Coles „Smile“ – und möchte Albert Aphodilllilien schenken, eine ausdauernde Pflanze mit dicken Wurzeln und reichverzweigten Rispen in Form von weißen Sternblüten mit roter Mittellinie (zwei l, immerhin). (Regina Schlagnitweit)

Orig. Titel
lll
Jahr
2024
Land
Österreich
Länge
17 min
Kategorie
Dokumentarfilm, Experimental
Orig. Sprache
Deutsch
Untertitel
Englisch
Downloads
Josephine Ahnelt, lll, Still_01 (Bild)
© Josephine Ahnelt, courtesy of sixpackfilm
Josephine Ahnelt, lll, Still_02 (Bild)
© Josephine Ahnelt, courtesy of sixpackfilm
Josephine Ahnelt, lll, Still_03 (Bild)
© Josephine Ahnelt, courtesy of sixpackfilm
Credits
Regie
Josephine Ahnelt
Verfügbare Formate
DCP (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
Dolby Surround
Bildfrequenz
24 fps
Farbformat
Farbe, s/w