Resonance
Fahle Alpenkulisse, zitternder Fokus, dazu ein von Rauschen und Sirren übertöntes Schweigen. Entfernung und Fragmentierung bestimmen den Schwingungsraum von Resonance. Teleobjektivblicke auf wolkenverhangene Gletscher. Unscharfe Waldrandstücke, Aussicht auf ein dämmriges Tal. Oder umgekehrt: Im flirrenden Licht hochalpiner Horizonte kommen Fernsehtürme zum Vorschein: Insbesondere der 1963 errichtete Felsenegg-Richtstrahlturm auf der Albiskette südwestlich von Zürich. Menschenverlassen, den Funktionen zur TV-Übertragung wie auch Luftraumüberwachung entledigt, hallen die einst hier empfangenen und weitergeleiteten elektromagnetischen Funkwellen insbesondere als vibrierende Bilder in Katharina Bayers Kurzfilm wider. Doch sind es nicht nur allegorisch artefaktische Gesten, die die einstigen Fernverbindungen zu den auf umliegenden Bergspitzen gelegenen Sendemasten versinnbildlichen. Neben den vom Wind wackelnden Bildkadrierungen und den bei offener Blende und langer Brennweite rhythmisch verrutschenden Bildschärfen verweisen die von Radio-Wave Performer Tetsuo Kogawa knisternd hörbar gemachten „natürlichen Radiowellen“ zusätzlich auf die Entfernung dieser Technologie zu heutigen Übertragungsstandards. Zusätzlich in den Film eingefügte Nahaufnahmen zeigen verschiedene Apparaturen und Konstruktionselemente des Turms, wie sie kurz vor dessen endgültigem Abriss noch vorzufinden waren: Stahlgitterwerk, Radarantenne in gleißendem Sonnenlicht, Monitore, Schaltkästen – als nunmehr archivierte Spuren einer von Information, Unterhaltung und Spionage geprägten Nachkriegsgesellschaft. Dass deren Erbschaft keineswegs obsolet ist, ruft Bayers elegant komponierter, an Wetter-Metaphern geknüpfter Film subtil in Erinnerung. (Rainer Bellenbaum)
Resonance
2024
Österreich, Deutschland, Schweiz
9 min