Endlich Rente
Schauplatz der jüngsten Soldat-Intervention: „Klein Tara“, ein Kleingartenhäuschen in einer Schrebergartenanlage, dessen Name in Referenz zur gleichnamigen Baumwollplantage des Romans Vom Winde verweht (1936) der Autorin Margaret Mitchell und dessen Verfilmung (1939) von Victor Fleming steht. Der Protagonist des Films heißt allerdings Adrian, ein frisch pensionierter Mann, der bereits in Soldats Filmen DER WICHSER (2020) und NEUES VOM WICHSER (2021), bei genau jener im Titel vorgegebenen Tätigkeit zu sehen war. Adrian ist ein Getriebener, der seiner Sucht nach Selbstbefriedigung in seiner nahezu gesamten Freizeit nachgeht. In Endlich Rente sind es primär Außenräume, Plätze rund ums kleine Gartenhaus, die ihm Lust bereiten, umrahmt von der prallen Natur. Eine territoriale Markierung und Absteckung vollzogen in einem dreiminütigen Film.
Soldat setzt der Kleingarten-Idylle eine Art von Aufbegehren eines Pensionisten entgegen, das zwischen Altherrenwitz und Anarchie jongliert. Wirklich befreiend erscheint in dem Fall der sexuelle Akt der Masturbation nicht zu sein, aber dennoch notwendig, um sich selbst zu spüren bzw. sich an der Aktion aufzugeilen. Diese birgt neben der Lust am sich Zeigen für die Kamera auch die Gefahr des entdeckt Werdens durch die Nachbar:innen in sich, weist also in zwei gegensätzliche Richtungen. Der Blick von Adrian richtet sich während seiner Aktionen fast immer in die Kamera, also sowohl zu uns, den Zuseher:innen, als auch an den Regisseur Soldat, lotet aber gleichzeitig auch die Umgebung aus und wirkt daher umso rastloser. Die Erholung oder Erschöpfung setzt dann erst in zwei Einstellungen im Innenraum ein. Der Tag ist so gut wie vorbei, ein neuer kann kommen. (Dietmar Schwärzler)
Endlich Rente
2024
Österreich, Deutschland
3 min