I Know You
Der kurze, von Hand gezeichnete Animationsfilm entwickelt eine suggestive, poetische Kraft, der an Maya Deren's frühen amerikanischen Avantgarde-Film MESHES OF THE AFTERNOON erinnert. Die zum Teil zyklisch wiederkehrenden, mit Tusche auf Papier gezeichneten Symbole – darunter ein schwarzes Loch, ein Hund, ein klingelndes Telefon, ein Messer – setzen assoziative Deutungsmuster in Gang und lenken den Blick der Betrachter*innen auf ein fern zurückliegendes Trauma, das es zu entschlüsseln gilt. Immer wieder werden die zarten, sparsamen Zeichnungen verworfen und übermalt und von einem lyrischen Off-Text begleitet. Eine ferne, unwirklich weibliche Stimme kommentiert das Geschehen auf der Leinwand und verdoppelt die Mitteilung als Bild. In brüchiger, zeichenbetonter Schrift werden abwechselnd zu den Bild-Symbolen einzelne Textzeilen einmontiert, die sich als strukturelle Ankerpunkte im Film manifestieren. Gudrun Krebiz ist mit I Know You ein anamorphes visuelles Gedicht gelungen, das in seinen gewählten Mitteln formal und inhaltlich hervorragend in Szene gesetzt wurde und die Jury in vollem Maße überzeugt hat, sodass sie das höchste Prädikat „besonders wertvoll“ vergab. (Jurybegründung Deutsche Film und Medienbewertung)
I Know You
2010
Österreich, Deutschland
4 min