shifting bodies to fluid fiction
Obwohl in der ekstatischen Berührung von Körpern das Gefühl dafür, wo die eigenen Glieder beginnen und die Formen der Partner:innen enden, verloren geht, hat sich im Kino eine meist männliche Blickstruktur etabliert, die geradezu klinisch trennt, was eigentlich ununterscheidbar geworden ist. Man hat zu sehen, wer sich wo befindet, weil darüber angeblich Begehren und soziale Verhältnisse kommuniziert werden. Körper werden filmisch zerschnitten und in mehr oder weniger erotische Körperteile unterteilt. Daniela Gutmann hebt diese festgefahrene und fragwürdige Logik aus den Angeln und erspürt so die genuine Flüssigkeit des erotischen Akts. Ihr Ansatz ist impressionistisch im besten Sinne des Wortes. Sie betreibt ein bewegliches Kino der kollektiven Erfahrung. Nichts lässt sich mehr auseinander halten. Die drei Protagonist:innen werfen sich zusammen mit der Super 8-Kamera ineinander. Wer die Kamera hält und wer gefilmt wird, ist unklar und schnell erkennt man, dass es auch egal ist. Es geht nicht um einen Blick, es geht um ein gemeinsames Erleben und Erkunden. Das, was an einer Berührung aufregend ist, nämlich nicht die Geste an sich, sondern das Gefühl von Haut und Reibung, wird hier filmisch festgehalten. In den mal unscharfen, mal vor über die Haut rinnender Flüssigkeit glänzenden Hüften, Brüsten, Schenkeln und Armen und den aufregenden Formen, die sich zwischen ihnen auftun, entsteht ein harmonisches, befreites Bild von Sexualität. So könnte ein Liebemachen mit, vor und hinter der Kamera aussehen. Mehr noch, die Kamera und ihr Bild beginnen sich mit den Körpern aufzulösen und verschmelzen zu abstrakten Formen, die Imaginationen beflügeln. Das ist ein wenig so, als würde man in eine Lavalampe starren und plötzlich merken, dass man selbst Lava ist. (Patrick Holzapfel)
shifting bodies to fluid fiction
2023
Österreich
3 min 30 sek