Issues with my other Half
Schon der Titel verspricht, einiges an unharmonischen Details innerhalb der eigenen Persönlichkeit oder des eigenen Selbstverständnisses offen zu legen. Bereits in Anna Vasofs Arbeit Amazon Woman (2021) verlässt sie als Performerin das Terrain der dirigierenden Künstlerin, die ihre Ideen an animierten Abläufen aus- und vorführt. In die lustvolle und phantasiereiche Umgestaltung von alltäglichen Gegenständen oder Abläufen, um die Illusionsmaschine Kino und unser träges Sehen erfahrbar zu machen, mischt sich der unangenehme Verlust der Beherrschbarkeit des Körpers. Subtil greifen nunmehr Elemente des Body Horror Genres um sich. Maschinen bemächtigen sich des physischen Organismus und die Gestalt der Anna Vasof gerät zur fremdbestimmten Marionettenfigur, der die einzelnen Glieder beliebig ausgetauscht oder gar abgetrennt werden können.
In 23 kurzen Szenen visualisieren sich in Issues with my other Half tiefsitzende Ängste wie in surrealen Alpträumen: wirklich gruselig wird es, als sich der obere und der untere Torso der Frau getrennt auf zwei hintereinander liegenden Schaukeln bewegen. Oder der Kopf zum Mobiltelefon mutiert, auf dem sie tiefgebeugt scrollen kann. Das Lachen vergeht einem auch, wenn der Arm zum Baguette wird, das ein Messer aufschneidet, oder wenn der Fön nicht nur das nasse Haar trocknet, sondern das ganze Gesicht zu einer gallertartigen Oberfläche zerfließt. Am Ende springt nur die obere Hälfte der Künstlerin von einem Holzboot ins Wasser und dreht sich suchend nach dem unteren Teil des Leibes um. So humorvoll wie gleichzeitig schaurig schließt sich der Kreis: der Kopf im Stundenglas am Anfang symbolisiert die unumstößliche Endlichkeit des körperlichen Lebens, am Ende führt ein bescheidenes irdisches Vergnügen zum symbolischen Tod. Nichts geht mehr so, wie es sollte oder gar so, wie Frau will – bis auf die filmische Animation. (Brigitta Burger-Utzer)
Issues with my other Half
2023
Österreich
5 min 30 sek