CEREAL / Soy Claudia, soy Esther y soy Teresa. Soy Ingrid, soy Fabiola y soy Valeria.
Spanlangs Filmtitel greift die aktivistische Praxis der Identifikation mit den Opfern auf, wie sie bei den Protesten gegen Femizide praktiziert wird, um die ermordeten Frauen beim Namen zu nennen. Im Film kommen Aufnahmen von einer FLINTA*-Aktion gegen strukturelle Gewalt an Frauen in Österreich vor, von posierenden Sexarbeiter*innen bei einem Slutwalk in Los Angeles, von befreundeten Künstler*innen und Skateboarder*innen und von einem positiven Schwangerschaftstest. Dieser führt zur Frage abtreiben oder nicht?
Anna Spanlang ist eine Meisterin der rasanten Montage und perfektioniert dieses Handwerk in ihrem ersten längeren Film. In dieser essayistischen Arbeit dominieren persönliche Handyaufnahmen aus elf Jahren, aber die verwendete Footage umfasst auch Videogames, Nachrichten, Serien, Comics und Spielfilme bis zu Bild in Bild-Sequenzen. In knapp 35 Minuten werden unzählige Bilder und Geschichten atemlos aneinandergereiht. Bei Spanlang gilt: Mehr ist mehr. Immerhin erzählt sie in diesem Epos neben einer Ode an die Schwesternschaft auch eine Geschichte des Patriarchats und wofür es steht – Kolonialismus, Kapitalismus, Umweltzerstörung, Gewalt. Sie wählt dafür prägnante Motive: Grenzzaun zwischen USA und Mexiko, der bei Tijuana bis in den Pazifik hineinreicht, Overtourism bei den Pyramiden in Uxmal und Teotihuacán. Das Patriarchat abzuschaffen, wird noch länger dauern; dass es weg muss, steht fest.
Dass eine andere Welt möglich ist und wie diese aussehen könnte, wird klar, in einem Film über eine Community, in der Freund*innenschaft und Frauen*solidarität aber auch künstlerisches Schaffen groß geschrieben werden.
(Christiane Erharter)
CEREAL / Soy Claudia, soy Esther y soy Teresa. Soy Ingrid, soy Fabiola y soy Valeria.
2022
Österreich
35 min
Essay, Experimental
Deutsch, Chinesisch, Englisch, Polnisch, Spanisch
Englisch