Saving Some Random Insignificant Stories

Mit und in Abwandlung von Walter Benjamin könnte man sagen: Vom Schlamm bedeckte Gegenstände unserer Jugend und Kindheit sind „Dialektik im Stillstand“, „worin das Gewesene mit dem Jetzt blitzhaft zu einer Konstellation zusammentritt“. In Saving Some Random Insignificant Stories blickt Anna Vasofs Kamera ausschließlich auf solche Dinge. In einer durch die Folgen des Klimawandels bedrohten Ortschaft hat ein Unwetter das Haus ihrer Eltern unter Wasser gesetzt. Die Filmemacherin betritt es zwei Tage später, um das zu filmen, was nicht mehr zu retten, weil es nicht mehr zu gebrauchen ist — alles mit Schlamm überzogen und durchdrungen vom Jetzt.
Vasof nimmt im doppelten Sinne auf: Sie nimmt Bilder auf und nimmt darin auch Dinge auf, also: an sich. Indem sie die Dinge, die zu Bildern werden, aneinander reiht und auf der Ebene des Tons die Geschichte ihrer Kindheit und Jugend, in der Schule und im Studium, der Erfolge und Misserfolge in nüchtern unsentimentalem Tonfall vorträgt, wird jedes Ding Teil ihrer Geschichte. Das Ganze aber ist mehr als die Rekonstruktion einer Autobiografie. Weil der Schlamm uns immer an die Gegenwart der Objekte erinnert und ihre Erzählung deren Bezug zur Vergangenheit thematisiert, rückt was war und was ist näher zusammen zu einem unbestimmbaren Zustand des Dazwischen, der realistisch und schwer zu (be-)greifen zugleich ist.
Die filmischen Arbeiten Anna Vasofs sind Erkundungen der grundsätzlichen Eigenschaften des Mediums und bewegen sich zwischen Kino und Bildender Kunst. Dieser Film beginnt mit Architekturmodellen, die die Künstlerin im Rahmen eines Projektes realisiert hatte, in dem die Gebäude in der Nähe eines unsteten Flusses bei dessen Anstieg zu schwimmen beginnen sollten. Saving Some Random Insignificant Stories ist selbst ein solcher Raum: Ein Gefäß, das bleibt, ohne die Veränderung, der er und die Dinge, die er versammelt, ausgesetzt sind, zu negieren. Darin liegt die Melancholie des Films, der ein Abschied von Dingen und ihren Geschichten ist und doch an ihnen festhält.
(Alejandro Bachmann)

Orig. Titel
Saving Some Random Insignificant Stories
Jahr
2022
Länder
Österreich, Griechenland
Länge
13 min 47 sek
Regie
Anna Vasof
Kategorie
Dokumentarfilm, Kurzfilm, Essay
Orig. Sprache
Griechisch
Untertitel
Englisch
Downloads
SSIS 01 (Bild)
SSIS 02 (Bild)
SSIS 03 (Bild)
Credits
Regie
Anna Vasof
Kamera
Anna Vasof
Schnitt
Anna Vasof
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,78
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2022
Wien - this human world International Human Rights Film Festival
Oberhausen - Int. Kurzfilmtage
Lissabon - Indielisboa Int. Film and Videofestival
2023
Lucca Film Festival
Ljubljana - FEKK International Short Film Festival
Smolyan - Rhodope International Documentary Film Fest
Hamburg - Internationales Kurzfilmfestival
Athens - Spicy Indie International Film Festival
Nijmegen - Go Short Film Festival
Den Haag – Movies that Matter Festival
Athen - Independent Film Festival (Gold Deer - Best Short Film)
Stuttgart - Filmwinter, Expanded Media Festival
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Braunschweig - Internationales Filmfestival
Braunschweig - Internationales Filmfestival
2024
Antarctis - Aboa Research Station - Antarctica Animation and Documentary Film Festival