ECHODROM (Nachts im Bach)
Achtung, Achtung. Dies ist eine Durchsage aus einer anderen Welt.
Ich springe rein, tauche tief und singe laut unter Wasser, so klappt alles am besten, meine Herren! Ich brauch' es dunkel, um über dich nachzudenken und zum Glück funktioniert auch Film nur in der Finsternis. Stockfinster will ich es haben!
Vielleicht hängt ein Bild in der Unendlichkeit und bewegt sich.
Wir sind nicht alleine in der Dunkelheit, ihr werdet sehen. Was hinter dem Vorhang ist, wird unwichtig, wir können zusammen aus der Rolle fallen. (G.K.)
In Echodrom von Gudrun Krebitz vereinigen sich unzählige, bezaubernde Filmschichten zu einem Unterwasserlied aus strömenden Gedanken und Fragen. Am Anfang scheint alles wie in Nacht getaucht. Tief, dunkelblau und immer in Bewegung, wie das Wasser, das durch den Film fließt und die Bilder animiert. Die Mannigfaltigkeit einer stets doppelbelichteten Bildwelt bringt eine traumhafte, fantastische Dimension zustande, in der ein leuchtend gelber Mond plötzlich am Meeresboden erscheinen kann. Alles wird möglich. Die Erdkugel breitet sich über dem Wald aus. Algen und Bäume wachsen nebeneinander. Die Bilder bleiben aber durchgehend dunkel, weil man, wie uns die Erzählstimme sagt, in der Dunkelheit besser sieht, wo das Licht herkommt. Hier erklingen Worte, die aus dem Off oder gezeichnet, sich wiederholend und mitunter widersprechend durch den Film führen. Etwas baut sich auf, bereitet sich vor: ein roter Vorhang, die Geräusche einer Orchesterprobe.
Der Film setzt sich aus vielschichtigen Collagen zusammen. Stop-Motion, Zeichnungen und Filmaufnahmen werden von den Bewegungen des Wassers und des Feuers animiert, zwei Elemente, die alles durchdringen. Aus dem Dickicht rücken die Fragen des (Allein-)Seins und der Angst in den Vordergrund. Fragen, auf die es keine Antworten gibt und geben kann. Sie sind schließlich (nur) ein Echo. So vermehren sich die Fragen, während Wirklichkeit und Fiktion auf allen Ebenen vermischt und gleichgestellt, wenn nicht sogar umgekippt werden. Gegen Ende, ein Feuerwerk – eine gemalte Frau steigt ins Bild, es brennt und knistert, sie fliegt hoch. Es ist vorbei mit der Angst. Plötzlich atmet eine im Wasser Liegende tief und laut ein – ein Atem für die Kerze, das Licht im Wald, für den Vorhang, der verschwindet. Ein Atemzug wie ein Manifest gegen die Angst. Ein Atemzug für den Moment, in dem wir uns befinden, weil es keinen besseren für einen furchtlosen Anfang gibt. (Ivana Miloš)
ECHODROM (Nachts im Bach)
2022
Österreich, Deutschland
17 min