Mindset
Wie in einem modifizierten Computerspiel längst vergangener Zeiten gleiten wir in Point of View-Perspektive durch ein animiertes Labyrinth. Zunächst immer und immer wieder um die Ecke, die Wände gefliest mit kreisrunden Versatzstücken aus diversen Werbebroschüren: Lifestyleprodukte, Sudoku, hübsch anzusehende Oberflächen aus Pflanzen und Blumen. Sie blinken uns den Weg. Der Flow wird begleitet von einer Voice-over-Collage, die Motivations- und Erweckungsparolen aus Social Media-Kanälen schwingt: „Im Wald brauchen wir keinen Psychologen.“ „Mit den Steinen, die man dir in den Weg legt, kannst du Schönes bauen.“ „Wer stehen bleibt, steht im Weg.“ Wir nehmen Fahrt auf. Es geht nach oben, nach unten, wieder in die Gerade, Achter- und Geisterbahnbewegung im dynamischen Wechsel. Dieser in Bewegung übersetzte vermeintliche Stream of Consciousness wird dirigiert von jenen Algorithmen, die unser Leben unter Vortäuschung behaupteter Selbstbestimmtheit verformen wollen, wann immer wir durch das Internet mit der Welt in Kontakt treten. „Hochleistungs-Entspannung“ wird uns abverlangt, „um endlich die innere Mitte zu finden“, so die Regisseurin Veronika Schubert. Mustergenerierend und unübersichtlich gleichzeitig wird die Geschwindigkeit dieses Stroms immer schneller und kleinteiliger. Farbstimmungen wechseln, bis sich aus den Artefakten künstlicher Persönlichkeitszuschreibung tatsächlich Menschen zusammensetzen, die die Gänge des Labyrinths pflastern und genauso wenig Substanz vermitteln, wie die körperlosen Stimmen. Weiße Wände, ganz am Ende. (Melanie Letschnig)
Mindset
2021
Österreich
6 min
Experimental, Animation
Deutsch, Englisch
Englisch