Nesting Endless

Gleißendes Licht, ein scheinbar schwereloser Raum: Wie ein Raumschiff fährt die Kamera an den immer deutlicher werdenden Konturen eines Objekts entlang, das sich in einem verspiegelten Raum ins Unendliche zu multiplizieren scheint. Die Oberfläche besteht aus zwei organisch geformten Platten, darunter sind tropfenartige Beine zu sehen, die der weiten, futuristischen Landschaft eine vertikale Struktur verleihen. Erst nach einiger Zeit zeigen Nahaufnahmen Gebrauchsspuren und lassen erahnen, dass das Objekt, das hier gekippt, beleuchtet und vorgeführt wird, der realen Welt der Gegenstände entspringt.

In seiner experimentellen Annäherung an den „Nesting Table“ (1935) von Friedrich Kiesler arbeitet Karl-Heinz Klopf die Eleganz und Sphärenhaftigkeit des Designs mit Bezug auf eine der zentralen Ideen von Kiesler heraus: Wie das „Endless House“, das dieser als einen ständig im Fluss befindlichen Raum aus endlosen Schleifen begreift, animiert Karl-Heinz Klopf den Tisch, der hier gleichzeitig schwerelos und körperbetont, surreal und gebraucht, industriell gefertigt und dennoch wie ein Unikat in einer unendlichen „Masse“ erscheint.

Wie mechanisch entfaltet sich irgendwann der virtuelle Raum und öffnet sich hin zu einem Realraum, in dem sich mehrere Künstler*innen rund um das Objekt versammeln. Auf dem Kopf liegend wird es zunächst wie ein kafkaeskes Wesen beäugt und abgetastet, bevor sich die Beteiligten mithilfe historischer Fotografien Kiesler’s auch performativ damit befassen: In der Reinszenierung drapieren sie Bücher und Drinks, und testen stehend und sitzend die Partyqualitäten des Tisches aus. Erst dadurch erschließt sich die erstaunlich geringe Höhe, das Gewicht oder die Tatsache, dass die beiden Teile des Tischs keineswegs ganz genau ineinanderpassen.
Am Glätten von Brüchen ist auch der Film nicht interessiert: Er changiert zwischen virtuellem Weltentwurf, filmischer Formstudie, performativem Lehrstück und einer Liebeserklärung an ein Objekt, das für Karl-Heinz Klopf – so steht es im Abspann – eine nicht endend wollende Inspirationsquelle ist. (Christa Benzer)

Orig. Titel
Nesting Endless
Jahr
2021
Land
Österreich
Länge
25 min
Kategorie
Dokumentarfilm, Animation, Experimental
Orig. Sprache
Deutsch, Englisch
Untertitel
Englisch
Credits
Regie
Karl-Heinz Klopf
Konzept & Realisation
Karl-Heinz Klopf
Kamera
Martin Putz
Schnitt
Tatia Skhirtladze
Sound
Nils Kirchhoff
Animation
Wunderwerk Labs
Farbkorrektur
Klaus Pamminger
Mit Unterstützung von
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport / Federal Ministry for Arts, Culture, the Civil Service and Sport, Land Oberösterreich, Wien Kultur MA 7, Austrian Kiesler Private Foundation
künstlerische Assistenz
Sigrid Kurz
Mastering
Klaus Pamminger
Verfügbare Formate
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Tonformat
5.1 surround
Bildfrequenz
25 fps
Farbformat
Farbe