pretty-pretty
In pretty-pretty trifft Kurdwin Ayubs reflexive Selbstinszenierung auf Wiener Aktionismus, Körperhorror verbindet sich mit Schönheit und lässt den von Ayub schon vielfach inszenierten Schmerz erstmals physisch werden. Und während sie mit feiner Nadel die Nerven der Zusehenden zum Zucken bringt, breitet sich in ihrem Gesicht ein blutig-strahlendes Lächeln aus.
Close-up einer jungen Frau. Sie schaut in die Kamera und beginnt zu singen. „Baby, I don’t feel so good.“ Das ebenmäßige Gesicht mit den großen, dunkel umrandeten Augen bleibt stoisch. Selbst als sich latexumkleidete Finger zielsicher mit einer Spritze nähern, die Kanüle die feine Haut der Oberlippe durchstößt und tiefrote Blutstropfen an die Oberfläche dringen. Kameraadressierende Performances, auch mit Gesangseinlage, sind in Kurdwin Ayubs Œuvre keine Neuheit. Dass dabei (ihr eigenes) Blut fließt, die Performance sich in ihren Körper regelrecht einschreibt, schon. Ihre Interpretation eines Genrefilm-Festival-Trailers wählt den dokumentarischen Zugang. In pretty-pretty trifft Ayubs oberflächenkritische Selbstinszenierung auf Wiener Aktionismus. Evozierter Körperhorror, der sich mit Schönheit verbindet: Ein Schmerz, den Ayub schon vielfach inszeniert und zelebriert hat, wird in pretty-pretty erstmals physisch. Aber während die dünne Nadel die Nerven der Zusehenden zum Zucken bringt, zeigt sie keine Spuren des Leids: Auf ihrem Gesicht macht sich ein blutig-strahlendes Lächeln breit. (Diagonale 2020, die Unvollendete, Katalogtext, mk)
pretty-pretty
2019
Österreich
1 min 15 sek