All the Stops
Eine dominante Frau dirigiert einige Männer rund um Renovierungsarbeiten an einer Villa in einer ungarischen Kleinstadt. Mittels der präzisen Abfolge der Bewegungen der Hauptdarstellerin in dieser örtlichen Einheit für den Film, entspinnt sich eine mögliche Erzählung, deren formale Wurzeln den Takt angeben. In konzentrischen Kreisen durch den Ort fahrend, beaufsichtigt und maßregelt Ingeburg Wurzer – eine bekannte Dabernig-Darstellerin in ihrer Paraderolle – die Männer bei den ihnen gestellten Aufgaben. Jedoch lässt sie sich, mit Gummihandschuhen ausgerüstet, das Putzen der Fenster nicht nehmen. Den Wasserkübel dazu muss der Chauffeur und Assistent für vieles bringen. Er fährt sie zum Friseur, zum Tankstellenbuffet, zum Friedhof oder zur Kirche, wo sie an der Orgel minimalistisch wenige Töne spielt oder aber ein Furioso anstimmt, während der Chor nur die Lippen bewegt. Mit einem Augenzwinkern und wie immer einer Freude an den Details der Ausstattung, der Architektur und Kultur des ehemals kommunistischen Teils Europas wird diese Frau schlaglichtartig mit ihren Widersprüchen und Klischees portraitiert, genau wie ihre eher unwilligen Handlanger. Musik und Sound sind kontrapunktisch und oft zeitversetzt zur Handlung eingesetzt, changieren zwischen Melancholie und verstörend energischen, hyperrealen Akzenten.
Josef Dabernig ist mit dieser Arbeit wieder ein besonders genau rhythmisierter Film gelungen, der Bild und Ton so unnachahmlich verschränkt, dass das Absurde der menschlichen Bemühungen mit leisem Humor deutlicher wird – ganz ohne Worte. (Brigitta Burger-Utzer)
All the Stops
2020
Österreich
16 min