edge of doom
Eine kurze Folge von splitscreens versammelt Frauen in Ausnahmezuständen: aufgerissene Augen, hochgeworfene Arme, Schreie, eckige Augenbrauen, fassungslose Münder, liegend laufend stehend aufspringend. Emotionale Extremmomente, gesucht und gefunden in Stummfilmen der 1920er Jahre. Wut, Empörung, Schmerz, Schrecken, Angst und Abscheu: ein Kaleidoskop prototypischer Affekt-Gesten, freigelegt von allen narrativen Zusammenhängen. Gesichter und Körper. Die Emotionspaare verstärken sich gegenseitig oder reiben sich aneinander. Das Musikstück von Sophie Trudeau, zu dem Michaela Grill ihre Fundstücke wie ein Musikvideo geschnitten hat, stammt aus der Serie der ‚Confinement Songs’, aufgenommen zu Beginn des lockdowns. Die wiederholt ansetzenden musikalischen Spannungsbögen verweigern jegliche Katharsis, und lassen diese doch als Möglichkeit imaginieren. Die frei gelegten Affekte erscheinen als ein noch unstrukturiertes Körperwissen, das sich an der blockierten Handlungsfähigkeit, der pandemischen Überforderung, wie an der unterschwelligen, allgegenwärtigen Nervosität reibt. (Madeleine Bernstorff)
Ruma 2021 - Mr.Vorky Film Festival - Special Mention (Preis (Auszeichnung))
An effective montage analysis shows the faces of the women in the film - and when there's drama, women exaggerate as if the world is on the edge of doom. In addition to insights into the ways of acting in silent cinema and to the fascination with human face, viewers still have to ask themselves: why did filmmakers tell women to exaggerate in dramatic scenes as if it were the end of the world? Feminism in a three-minute found-footage movie comes when you least expect it.
Special mention is given to edge of doom by Michaela Grill. / RUMA Mr.Vorky Ffilm Festival 2021
edge of doom
2020
Kanada, Österreich
3 min