KLITCLIQUE – Auto

Heilung vom Patriarchat ist möglich. Am Anfang des Musikvideos Auto von KLITCLIQUE und Anna Spanlang stehen Bilder einer animierten Therapie: In einer kurzen Computerspielszene räumt ein Avatar seinem Avatar-Therapeuten gegenüber ein, schlimme Dinge zu tun, Menschen zu verletzen usw. „sexuell aber ein guter Junge zu sein“. Ob das reichen wird?

Im Song beschwören die MCs G-Udit und $chwanger (Wiener Cloudrap Duo Klitclique) den feuchten Männertraum vom Autofahren: Weil Männer richtig schlimme Sachen machen, soll man sie bitte Autofahren lassen. Sie wollen Autofahren, das ist alles was sie können. Sie können sich nicht verfahren, sie müssen immer schneller fahren. Weil sie nur beim Zwiebel schneiden Gefühle zeigen können, staut der Druck. Es kommt zur Explosion. Sie sind die Norm und bohren nach Öl. Mannsein ist alles, was sie können. Die MCs tragen ihre Lapidarien aus der Ich-Perspektive vor, machen sich also selbst zum Mann. Und kommen zu der einfachen Gleichung: Auto ist gleich Mann ist gleich Phallus ist gleich Patriarchat. Und dieses gilt es zu zerstören.

Anna Spanlang liefert die Bilder. Unzählige Videoschnipsel von Auto-Männlichkeit aus dem kollektiven Gedächtnis – Papst, Fred Feuerstein, David Hasselhoff und K.I.T.T., Putin bei der Formel Eins, Grand Theft Auto, Selfies von Autofreaks, NASA Bilder, Google-Streetviews, der Schuhwurf auf George W. Bush, Gewehre, Pistolen, Atombombenexplosionen – in atemberaubendem Tempo montiert. Spanlang weiß um die Macht dieser Eindrücke. Durch die Fülle des Materials und dessen rasante Montage perpetuiert sie die Bilder bis zur Neutralisation, eignet sich das Found Footage an und prozessiert eine Umdeutung in eine mehrlagige Collage, die sie zu einer „Sauce“ (G-udit/ Spanlang) eindickt in der das Patriarchat ertrinken möge. Die Verordnung der Therapeutinnen: Aufgabe des Patriarchats. Das Medikament: Ausstieg aus dem System durch Autoverkauf. (Christiane Erharter)

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