There must be some kind of way out of here
Die Katastrophe findet im Kino Hollywoods eine unermüdlich wiederholte Aufführung, an der sich die kollektive Psyche der jeweiligen geschichtlichen Epochen ablesen lässt. Die Perspektive einer postmodernen Sehnsucht für Momente spektakulärer Zerstörung, die kurzzeitig die stumpfe Monotonie im spätkapitalistischen Konsumismus unterbricht, zeigt auf, wie widersprüchlich Popkultur ist. So ist der Katastrophen-Film symptomatisch sowohl für die Sehnsucht, den Status Quo umzustürzen, als auch den gegenteiligen Wunsch, diesen unendlich fortwährend und augenblicklich wiederhergestellt aufzufinden.
Das Kino hat Standards entworfen, wie Katastrophen des echten Lebens beurteilt werden sollen. Als Science-Fiction und Horrorfilme in der Ära des Kalten Kriegs großangelegte Zerstörung veranschaulichten, wurde auch die öffentliche Wahrnehmung zunehmend von phantastischen Vorstellungen bestimmt. Mit den computergenerierten Special Effects der 1990er konnte die Zerstörung nun realistischer dargestellt und nicht mehr nur einzelne Schiffe, Flugzeuge oder Gebäude, sondern ganze Städte verwüstet werden. In den letzten Jahren ist aus Hollywood eine Vielzahl von Katastrophenfilmen erschienen, die eine fromme, politisch billige, ökologische Botschaft verkünden. Das Ende der Geschichte wird nun mit dem Ende der Natur ersetzt.
Einerseits verhandelt Kohlbergers Film die romantische Idee der Apokalypse, indem er sich an den spektakulären Bildern des »Cinema of Attractions« mit seiner Betonung auf visuelle Effekte bedient. Das heimliche Vergnügen an der Katastrophe ist vor allem Sinnbild einer inadäquaten Reaktion, da diese Filme sich nicht mit den Wurzeln der zugrunde liegenden Probleme auseinandersetzen. Andererseits wird das neuerliche Etablieren der bekannten Ordnung als Happy End hier nicht eingelöst. (Rainer Kohlberger)
There must be some kind of way out of here
2020
Deutschland
13 min