Elfie Semotan, Photographer
Wie macht man sich ein Bild von jemandem? Joerg Burgers Filmporträt von Elfie Semotan beginnt im Herbst, im südlichen Burgenland. In einem umgebauten Erdkeller ist das Archiv der Protagonistin untergebracht. Eine Ausstellung wird vorbereitet, Prints durchgesehen, auf Abzügen (hier und teils später im Film) sind unter anderem Louise Bourgeois, Claudia Schiffer, Naomi Campbell, Willem Dafoe, Maria Lassnig oder Udo Kier zu sehen. Eher nebenbei wird also festgehalten, dass Elfie Semotan als Mode-, Werbe- und Porträtfotografin seit den 1970er-Jahren international einen Namen hat.
Der Filmemacher und Kameramann Burger, selbst Fotograf, hat sich bereits mehrfach filmisch mit Bildermacher_innen auseinandergesetzt. Elfie Semotan, Photographer ist, wie der Titel sagt, ein Arbeitsporträt. Die Frau mit der Kamera wird ins Archiv, ins Studio oder unter freiem Himmel begleitet, und man kann ihr bei der Arbeit des Fotografierens zusehen: Wie sie mit Team konzentriert und ruhig Modelle und Mode nach großen Vor-Bildern (von Irving Penn, Robert Frank, Diane Arbus, u.a.) in Szene setzt. Oder wie sie alleine am Straßenrand im texanischen Niemandsland kauert und versteppte Landschaft fotografiert, nur für sich, "just for fun".
Elfie Semotan, Photographer ist außerdem eine schöne Hommage ans Alter(n) und Dokument geglückter Kollaborationen von Modellen und Fotografin: Wenn Semotan mit einer kleinen Kamera und ohne Zusatzlicht die feministische New Yorker Malerin Joan Semmel, Jahrgang 1932, vor deren großformatigen Aktselbstporträts fotografiert. Wenn sie das nuancierte Mienen- und Gestenspiel der Schauspielerin Erni Mangold, Jahrgang 1927, in einer kleinen Porträtserie festhält. Oder wenn das ehemalige Model Semotan in der letzten Szene vor der Kamera Platz nimmt – den Auslöser in der eigenen Hand. (Isabella Reicher)
Elfie Semotan, Photographer
2019
78 min