Geh Vau
Anton ist verwirrt, als er Thea zu ersten Mal zu Hause besucht. Sie hatten neulich tollen Sex, jetzt kommt es ihm aber komisch vor, dass die halbnackte Paula sich ebenfalls in der Wohnung befindet und bereits über die gemeinsame Nacht informiert ist. Was sie mit "Geh Vau" meint, fragt Anton. "Ficken", antwortet Paula. Während er schon zum Konzert der feministischen Punkband Schapka aufbrechen möchte, würde Thea gerne mit dem schönen jungen Mann zuhause bleiben.
Marie Luise Lehner ist nicht nur Regisseurin und Autorin zweier Romane, sondern auch Teil ebenjener Wiener Band Schapka, die die Musik zum Film liefert – neben den ebenso dezidiert feministischen Aivery. Die politische Haltung des Films zeigt sich in erzählerischen Kniffen, etwa als Antons fad vorgetragene Kennenlernstory beim Smalltalk in der Küche jäh durch den Sound der lauten Kaffeemühle in der WG-Küche übertönt wird.
Die Protagonist_innen probieren Geschlechterrollen an und aus und sprechen offen über Träume und Lust. So geht Konsens und Vertrauen, so werden Allianzen und Verzauberung etabliert, Begehren und Intimität ausgehandelt und in Worte gefasst. Geh Vau erweist sich, in selbstverständlicher Leichtigkeit, als unpädagogisches Lehrstück einer Gender-Utopie im Alltag. Der Film ist von Anfang an explizit und dennoch sanft, deftig und verspielt. Coolness geht hier nicht mit kalter Schulter, sondern mit einem Stapel Sextoys.
(Fiona Sara Schmidt)
Geh Vau
2019
Österreich
21 min