Muybridge´s Disobedient Horses
Muybridge´s Disobedient Horses ist eine Serie, die aus vier Episoden besteht. In diesen untersuche ich, wo die Essenz der kinematografischen Illusion zu finden ist, wenn ich das tägliche Leben betrachte, und was passiert, wenn ich Alltagsobjekte und -bewegungen wie kinematografische Vorrichtungen benutze. Auch wenn das Prinzip hinter der Illusion schon lange existiert und als bekannt voraus gesetzt werden kann, produziert jede der Episoden noch einmal ihre eigene, einzigartige Version davon. Jede Episode zeigt zugleich mit der animierten Geschichte auch, wie diese gemacht wird. Anders als ein Magier enthülle ich das Geheimnis des "Zaubertricks" hinter meinen Experimenten - und mache die Illusion damit umso magischer. (Anna Vasof)
In den 1870ern entwickelt der englische Fotograf Eadweard Muybridge ein Verfahren, mit dem der Galopp eines Pferdes in Einzelphasen zerlegt werden kann, um diese beim Betrachten der Fotoserie wieder zu einer flüssigen Bewegung zusammenzusetzen. Dabei stellt Muybridge einen wissenschaftlichen Anspruch an seine Versuchsanordnung: Das Lebewesen dient der metrisch-zeitlichen Beweisführung, die Erkenntnis besteht darin, dass es Momente in der Gangart eines Pferdes gibt, in denen sich alle vier Beine des Tieres gleichzeitig in der Luft befinden.
Anders verhält es sich mit Anna Vasofs Disobedient Horses. In vier kurzen Episoden stellt die Künstlerin ganz im Sinne des Kinos der Sensationen filmische Mechanismen aus. Im Gegensatz zu Muybridge tut sie dies mit Witz und technischer Verve. In Kapitel 1, überschrieben mit "Self Portrait", beleuchtet Vasof sieben Einzelbilder, die als Gesamtbewegung ergeben, wie eine Figur, die der Künstlerin sehr ähnlich sieht, mit der Stirn immer und immer wieder gegen eine Wand knallt. Begleitet wird die Szenerie von einem metallischen Geräusch, das durch die Bewegung der Lichtquelle erzeugt wird. Während in Kapitel 2, "Banknotes", eine kleine Zählmaschine mit defekter Digitalanzeige gierig Geldscheine frisst und dabei Stop-Motion-Animation in Echtzeit imitiert, verflüchtigen sich im "Book of Falling Words 2" (Kapitel 3) dessen Wörter im Daumenkinomodus. Im letzten Kapitel dient die Nase des Künstlerin als Markierung, um erneut eine Bewegungsabfolge in den richtigen Rhythmus zu versetzen.
In allen Episoden ist Anna Vasof also anwesend. Sie ist ganz klar Teil ihrer kinetischen Maschinen, manipuliert, nimmt sich nicht aus der Erzeugung der Bilder heraus und ästhetisiert so die lustvolle Involvierung in (prä)kinematographische Prozesse. (Melanie Letschnig)
Muybridge´s Disobedient Horses
2018
Österreich
4 min 30 sek