ORE
Claudia Larcher beschäftigt sich in ihrer Arbeit häufig mit Architektur. Sie schneidet etwa aus Fotografien prägnante Gebäudeteile aus und montiert diese zu multiperspektivischen Collagen in unterschiedlichen Medien. In ORE greift sie hingegen auf natürliche Formationen zurück. Die Videoanimation ist eine ununterbrochene diagonale Kamerafahrt. Zu Beginn ist unklar, was man eigentlich zu sehen bekommt. Ein unregelmäßiges, kristallines Relief in verschiedenen Brauntönen unter einer zarten Wolkenschicht zieht am Betrachter vorbei. Mangels eines Maßstabs verliert sich das Auge in den abstrakten Formen. Allmählich tauchen Details auf, die erahnen lassen, dass es sich um Luftaufnahmen von Gebirgsformationen handelt. Gebäude und Straßen werden erkennbar. Ohne Schnitte verwandelt sich die Landschaft zusehends, die Spuren des Bergbaus treten ostentativ in Erscheinung. Nahtlos erfolgt der Übergang zwischen Außen- und Innenraum. Plötzlich finden sich die Zuschauerinnen in einem dunklen Höhlenlabyrinth wieder, das nur partiell von sich bewegenden Taschenlampen-Lichtern erhellt wird. Man verliert sich zunehmend in der Dunkelheit und der Film endet im Schwarz.
Der Soundtrack der Animation besteht aus metallischen Schlägen, die eindeutig menschlichen Ursprungs sind. Das bleierne Hämmern auf verschiedene Metalle erfolgt in einem unpräzisen, trägen Rhythmus und steht damit im Kontrast zur völlig gleichmäßigen Bewegung der Computeranimation.
In raffinierter Collage-Technik montiert die Künstlerin aus Fotografien und Videoaufnahmen verschiedener Bergwerke ein riesiges, zusammenhängendes Tableau. Sie zeigt eindrucksvoll mit ihrem künstlerischen Vokabular, wie stark der Mensch die alpine Landschaft eingreift. Larchers Arbeit ist in diesem Sinn dokumentarisch und zugleich hoch ästhetisch und artifiziell. (Norbert Pfaffenbichler)
ORE
2018
Österreich
6 min