Extra-Terrestrial Ecologies (Retroflectors: the astronaut, the robot, the alien)
Ralo Mayers Film gilt dem oikos, dem Haus als Heim im Sinn von Suchprozessen. Heim-Suchung also: In Abwesenheit einer fundierenden Natur und in Anwesenheit diverser posthumaner Körper, beide insistent mehr denn existent in Form von Spuren und Resten, mutiert hier Oikologie zur Hauntoikontology. Alles eine Sache des Zusammen-Seins und der Frage: Mit wem?
Der witzige, assoziationsfreudige Essay durchquert Material, das wie Rückstände einer Geschichte der Weltraum-Ökologie und der Biosphären-Experimente anmutet: Labor-Videos, TV-Schnipsel mit Wissenschafts-News und Spielfilmszenen, die in der Kinderkonsumkultur sedimentiert sind – letztere fett präsent. Zu Körpern von Gewicht, zitiert aus SciFi-Klassikern wie Blade Runner und E.T., kommt hier etwas hinzu, das ebenso kategorisch ist. Mayer nennt das etwa "The Ninth Biospherian" – überzählige*r Bewohner*in im achtköpfigen Biosphere 2-Team. Ist das die Verkörperung des Gewichts, das die acht verlieren, wenn sie – wie The Martian – nur von dem leben, was sie auf Abfall züchten? Zu spherians kommen specters hinzu, suchen das Heim heim. Auch jenes Heim aus Bildern, Scores, Inserts, das Mayer wie eine vertraute Scape einrichtet, um dann, silently running, kleine Escapes in Gespenstereffekte zu vollziehen. Dronenaufnahme bizarrer Fahrzeugüberreste, überwuchert von (essbaren?) Pflanzen: Ist das von Ridley Scott – oder ein Rest der Autoreparaturwerkstatt von Mayers Eltern? Rust never sleeps. Der Filmemacher kommt selbst ins Bild, in Anschmiegung an den kauzigen Researcher-Habitus der botanische Proben sammelnden Robots und Aliens, die er versammelt.
Der Autoreparatur, der Selbstheilung der Erde geraten irreparable politische Systeme in die Quere. Etwa the other nine-eleven(s): Am 9. 11. 1989 geht nicht nur der erste Fernsehbericht über Biosphere 2 auf Sendung, sondern auch die sozialistische Biosphäre unter (zumindest die Berliner Mauer). Oder ein Banker namens Steve Bannon, zu sehen beim Takeover des Biosphärenprojekts, lange vor seinem Takeover des Weißen Hauses. Vergangene Zukünfte. Das ist spooky – Mayer sagt: unsettling – und entsteht im Fabulieren der Montage. Ein Film voller Sequoia-Sequenzen und Unsettlements, im front projecting vulgo Shining von Verbindungen – bis hin zum Nirvana-Hit, den E.T. bei der Fahrt durch Arizona im Autoradio hört: Smells like... terra farming. (Drehli Robnik)
Extra-Terrestrial Ecologies (Retroflectors: the astronaut, the robot, the alien)
2018
Österreich
43 min