Invest in Failure (Notes on Film 06-C, Monologue 03)
Ein Endspiel, das eine Karriere und den Erdball (bis in 20,000 Meilen Meerestiefe) umspannt: Zollte Norbert Pfaffenbichler in seiner Schauspielern gewidmeten Monologue-Serie zuvor den Horror-Ikonen Lon Chaney und Boris Karloff exklusiven Found-Footage-Tribut, indem er sie nur mit sich selbst interagieren ließ, so schlägt er bei Invest in Failure eine andere Gangart für seine so amüsanten wie abgründigen Filmstudien ein. Diesmal durchmisst er ein halbes Jahrhundert anhand von Ausschnitten aus den 160 Arbeiten des soignierten Briten James Mason – im Gegensatz zu Karloff und Chaney ein Akteur, der (abgesehen vom Alterungsprozess) fast unwandelbar schien. Als grüblerischer, romantischer Antiheld schaffte Mason in den Nachkriegsjahren den Sprung zum Hollywoodstar, um ab den Sixties als Koproduktions-Globetrotter so gut wie alle Kontinente und Genres zu bereisen.
Welt(klasse)kino, zum obendrein bestürzend komischen Trauerspiel verdichtet: Mit bewährtem Auge fürs hinreißend bizarre Detail (vom aufgespießten Käfer in Bewegung zur vergewaltigungsbereiten Entblößung einer Unterhose mit Hakenkreuz) und assoziationsberauschten, auch paradoxen Montage-Kombinationen schickt Pfaffenbichler Mason als ewigen Wanderer durchs Fegefeuer der Einsamkeiten. Sein Erwachen aus dem Schlaf des Vergessens führt in ein Labyrinth der Leinwandträume seiner Laufbahn: Die Liebesversprechungen und Todesfantasien der kommerziellen Kinomaschinerie als Traum(a)-Deutung, mit den weiblichen Gegenübern der Mason(s)-Figuren als Opfer-Pendants, die in teils Dekaden durchquerenden Blickwechseln, Auseinandersetzungen und Dialogkonstruktionen vom Strudel des Pfaffenbichler-Schnittgewitters mitgerissen werden – bis die Apokalypse hereinbricht und nur geisterhafte Leere zurücklässt. "I found there is no peace […] only loneliness." (Christoph Huber)
Invest in Failure (Notes on Film 06-C, Monologue 03)
2018
Österreich
63 min