At the Horizon
Das gänzlich abstrakte Video besteht aus zwei gleichberechtigten, übereinander gelagerten Layern auf schwarzem Grund. Die Hintergrundebene wirkt wie ein nächtlicher Schneesturm. Die darüber liegende Ebene baut sich plötzlich aus einer geraden, weißen Horizontlinie auf. Diese waagrechte Linie dehnt sich zu einem feingliedrigen, dreidimensionalen Raster aus. Die quadratischen Rastersegmente erheben sich an den Eckpunkten zu unregelmäßigen Gebirgsformationen bis sie sich in einem Linien-Gewitter auflösen. Nachdem der Hintergrund für kurze Momente von Schwarz zu Rot und wieder zurück wechselt, erscheint zentriert ein rotierender, gerasterter Würfel. Wiederum beginnen die Eckpunkte des Objektes sich in alle Richtungen ungleichmäßig zu erheben, bis sie über den Rand des Bildausschnitts hinausreichen und sich ein beständig veränderndes, chaotisches Linienmuster bildet. Die Ebene aus weißem Noise verändert sich ebenfalls; die Bildpunkte vergrößern und verfärben sich erst rot und dann grün. Assoziationen an Feuer und Wasser drängen sich auf. Darüber legt sich bildschirmfüllend ein feingliedriges, regelmäßiges Raster, das sich erneut spitz auftürmt. Während sich der elektronische Soundtrack zuvor synchron zur Bildebene dramatisch verdichtet hat, wird er in Folge zunehmend harmonischer und nahezu melodiös. Am Ende des Clips löst sich der Noise der Hintergrundebene gänzlich auf und die grafischen Linien ziehen sich - gegenläufig zum Beginn - wieder auf eine einzelne, horizontale Linie zurück.
Obwohl bei dieser Kooperation von Takashi Makino und Manuel Knapp klar ist, welcher visuelle Layer welchem Filmemacher zuzuschreiben ist, ergibt sich im Zusammenspiel der Elemente ein hermetischer Gesamteindruck. Beide Künstler waren zu gleichen Teilen an der Produktion der Bild-, wie auch der Soundebene beteiligt. Sie produzierten gemeinsam eine so dramatische wie hypnotische, audiovisuelle Komposition, bei der sie sich kongenial ergänzten, ohne dabei von ihrem jeweiligen Stil abzugehen. (Norbert Pfaffenbichler)
At the Horizon
2018
Österreich
30 min