Kassa Track
Schon die Titelsequenz ist leicht irritierend. Kursive Buchstaben mit einem metallischen Glanzeffekt erinnern an B-Movies, sie bilden die Worte KASSA TRACK. Die Vermischung von Deutsch und Englisch deutet etwas von einer leichtfüßigen Strategie der Collage an, die dieses KünstlerInnen-Kollektiv anwendet, das gemeinsam für Animation und Realisierung verantwortlich zeichnet.
In einer Kameraeinstellung aus der Vogelperspektive sind eine Supermarktkassa und lediglich die Hände der Person an der Kassa zu sehen, die Objekte entgegennimmt und über den Scanner zieht. In stilistisch und tricktechnisch radikal unterschiedlichen Umsetzungen tragen die beteiligten KünstlerInnen (Parastu, Line Finderup Jensen, Adnan Popović, Juri Schaden) ihre individuellen Statements bei; ähnlich unkonventionell ist die eine lineare Erzählung verweigernde Montage.
Gemeinsam ist ihnen wohl ein fundamentales Misstrauen gegenüber unserer Überflussgesellschaft; das Supermarkt-Förderband wird zur Metapher für klaglosen Konsum, zum Schauplatz diverser Irritationen und gröberer Störungen. Da legt die Kassaperson eine Zigarettenpause ein, worauf sich die nicht mehr entgegengenommenen Objekte zu einem chaotischen Haufen verspießen. Plötzlich liegt eine Person am Förderband und wird von der Apparatur verschluckt. Statt Gemüse und Obst folgen abgeschnittene Hände. Höhepunkte der visuellen Demontage einer heilen Konsumwelt bilden etwa die zombiehaften Arme eines Modellgerippes, oder wenn in einer digitalen Bildmontage fehlende Dateien durch farbige Testbilder ersetzt werden – selbst eine gewohnte Bildlogik bricht hier auseinander, lustvolles Experimentieren mit Trash-Ästhetik und immer wieder eine Prise Humor werden sichtbar. Die von Vinzenz Schwab komponierte Filmmusik verbindet die kontrastierenden Bildsequenzen und pendelt zwischen realistischen Tonaufnahmen vor Ort und elektronischen Bearbeitungen und Klängen. (Thomas Renoldner)
Kassa Track
2017
Österreich
10 min
Animation
Kein Dialog