DIE FRAUEN. Walter Pichler und St. Martin
Sasha Pirkers Film führt in das ländliche Burgenland, nach St. Martin, jener Ortschaft, die der Künstler, Bildhauer und Architekt Walter Pichler über Jahrzehnte zum ganz besonderen Lebensraum für sich, seine Familie und seine Skulpturen umgestaltet hat. Kunst und Leben, Natur und Gebautes, Familiengeschichte und Kunstgeschichte durchdringen einander. Die Kamera schaut sich neugierig, aber immer diskret in diesen Behausungen um – von der Werkstatt geht es in den Garten hinaus und wieder hinein in die Schuppen, Ställe, Dachstühle, Anbauten und Neubauten des Anwesens. Die erzählenden Stimmen gehören zu Elfi Tripamer-Pichler und Anna Tripamer, Ehefrau und Tochter, die an das Leben mit Walter Pichler und seiner Kunst an diesem besonderen Ort erinnern. Die Perspektive ihrer Erzählungen ist eine private, so wie das Gebäude-Ensemble immer privat geblieben ist. Diese Erinnerungen, samt ihren Auslassungen, Wiederholungen, Leerstellen und Akzenten werden mit den Kamerablicken auf eine private Kunst-Architektur gekreuzt. Man kommt nicht umhin, nach Übereinstimmungen des Gebauten mit dem Gesprochenen zu suchen und wird Symmetrien, Kreuze und Kreuzungen finden, die auf die Erinnerungen verweisen und sie gelegentlich auch konterkarieren. Sasha Pirker würdigt die direkte und indirekte Mitarbeit der titelgebenden "Frauen" an diesem Lebensraum und Lebenswerk. Die beiden Protagonistinnen erscheinen mitunter an den Rändern der Filmbilder und brechen so die oft symmetrisch-zentralperspektivisch eingefangenen Architekturen indem sie die Behausungen behutsam öffnen und sie in Betrieb nehmen. Sie machen einen freien Blick auf die Kunst von Walter Pichler erst möglich. (Martin Pieper)
DIE FRAUEN. Walter Pichler und St. Martin
2016
Österreich
25 min