Nachsaison
Nachsaison – das ist die Ruhe, die auf die pralle Energie des Sommers folgt. Nachsaison bedeutet länger werdende Schatten und das Bewusstsein, dass jeder Urlaub einmal zu Ende geht. Dieses grundmelancholische Gefühl überträgt Daniela Leitners Animationsfilm Nachsaison auf ein in die Jahre gekommenes Paar. In einer Kamerafahrt sieht man sie auf gerahmten Porträts, die Frau mit wehenden, roten Haaren, den Mann mit keckem französischen Schnurrbart: Mal tanzen sie am Strand, mal trägt er sie auf Händen – ihre Liebe spiegelt sich in Farbe, Licht, Bewegung.
Ein harter Umschnitt zeigt die beiden in der "Nachsaison" des Lebens: Am Frühstückstisch sitzen sie einander fern und blass gegenüber, die Gesichter scharf umrissen. Während Leitner die Momentaufnahmen jugendlichen Glücks mit fließenden Pinselstrichen gemalt hat, sind die Körper ihrer animierten Charaktere aus Finnpappe geschnitten und in Schichtaufbau verleimt.
Die filmische Erzählung ist nämlich auch eine Erzählung des Materials: Auf das Weiche folgt das Kantige, auf das Bunte das graue Einerlei. Doch den beiden Alten widerfährt Unerwartetes – bei einem Ausflug ans Meer bringt sie ein Wunder der Natur wieder zum Tanzen.
In seiner präzisen Machart erzählt Nachsaison neben diesem "privaten" Revival zugleich auch vom Revival des Handwerks mit Hilfe moderner Technik. Die Figuren sind von Hand gefertigt, dann aber digital abfotografiert und am Computer in Bewegung versetzt. Mit tänzerischer Leichtigkeit reicht hier die "alte" Technik Legetrick der "neuen" Technik Computeranimation die Hand. (Maya McKechneay)
Nachsaison
2017
Österreich
8 min