Fishing is not done on Tuesdays
Landschaft ist eine Frage der Entfernung. Aus der Distanz werden Muster und Formationen erkennbar, in denen sich die Landschaft als Gemachtes, als Resultat natürlicher und historischer Bewegungen offenbart.
Fishing is not done on Tuesdays wirft unterschiedlich entfernte, bewegte und fokussierte Blicke auf einen Ort an der Küste Ghanas. Der rotierende Blick von oben auf ein dichtes Dach von Baumwipfeln, durch das die unregelmäßige Gerade einer Mauer verläuft, deutet den ersten Baustein eines Rasters an, das den gesamten Film durchzieht. Der Schwindel der Kreisbewegung geht über in ein langsames Gleiten entlang roher Betonpfeiler, deren Vertikale sich mit der in der Ferne sichtbaren Horizontlinie kreuzt und nur durch die Verwirbelungen herannahender Wellen gebrochen wird. Gebaute Linien erzeugen Sichtachsen und Sehschlitze, zerteilen und rhythmisieren den scheinbaren Wildwuchs einer üppigen Vegetation. Linien und Raster, die Innen und Außen nicht trennen, sondern Öffnungen und Durchgänge schaffen.
Immer wieder Blicke, die sich diesen klaren Geometrien verweigern, vibrierend und instabil, mit dem Fernglas herangeholt und doch merkwürdig entrückt: Fischer auf ihrem Boot, beim Gebet zu Arbeitsbeginn; zwei Jungen mit Spielzeugwaffen auf der Pirsch nach einem unsichtbaren Gegner. Rauch verdichtet sich, Silhouetten verschwimmen. Alltägliche Szenen oder die entfernten Echos verstörender Erinnerungen?
Dienstags wird nicht gefischt. Sonntags gehören die Lautsprecheranlagen den christlichen Agitatoren. Über die Alltagsrhythmen des Orts legt sich das regelmäßige Trommeln der Rotoren, das An- und Abschwellen von Musik und Meer. Ihren Kreuzungspunkt markiert jenes Haus auf Stelzen, jener Hochsitz, aus dessen gerastertem Innen heraus sich das Außen als Landschaft erschließt. (Katrin Mundt)
Fishing is not done on Tuesdays
2017
Österreich, Deutschland
15 min