20160815
Gibt es ein Leben nach HD? Und vor allem auch: Wird die Wahrnehmung irgendwann zu revoltieren beginnen, wenn HD als alternativloser Standard in unser aller Köpfe eingepflanzt ist? Fragen wie diese scheinen der Arbeit 20160815 von Tina Frank konzeptuell zugrunde zu liegen. Nicht das erste Mal hat sie sich mit Pita (Peter Rehberg) zusammengetan, dessen Track "20150609" Franks poppig-eruptiver Ansatz kongenial auf eine höhere, gemeinsame, techno-visionäre Ebene hebt. Dabei besteht ihrer beider Ansinnen vor allem darin, das Glatte und Unhinterfragte der Digitalkultur radikal zu unterlaufen. Soll heißen, einer Rau- und Rohheit, die wir im Zuge immer feinkörnigerer Seh- und Hördispositive geflissentlich zu übergehen gelernt haben, zu neuer Brisanz und Aktualität zu verhelfen.
So schieben sich grob verpixelte Linien, Albtraum jeder High-Definition-Vision, ruckelig ins Bild - um ganz plötzlich in knallige Farbflächengewitter auszubrechen. Alien-haft, ungestüm und amorph, als müsse die gewohnte Bildschirmmatrix mit den ihr innewohnenden Irregularitäten, ja ihrem immanenten Versagen konfrontiert werden. Immer wieder schleichen sich Old-School-Video-Testbildstreifen im Hintergrund ein - Memento einer gar nicht so lange zurückliegenden Welt, in der ein Pixel noch nicht mikroskopisch klein war. Derweilen knarzt und ächzt es in Pitas übersteuertem Maschinen-Sperrfeuer, als müsse auch dem Ohr die Härte des auditiven Granulats noch einmal eigens eingebläut werden. Solcherart erteilt 20160815 jedem HD- und Kristallklar-Fetisch eine dezidierte Absage, ja hält diesem ein ebenso betörendes wie lebhaftes, unzähmbares Zerrbild entgegen. Ob wir oder künftige Androiden einmal gegen das Diktat des Flüssigkristallsehens aufbegehren werden? Wenn ja, wird das Ergebnis so oder ähnlich aussehen. (Christian Höller)
20160815
2016
Österreich
3 min