Hallo Mabuse
Zuerst das Naturbild, ein wolkenverhangener Himmel, Vogelgezwitscher. Es spielt den Part einer farbigen, noch zur Welt hin offenen Ouvertüre. Schritte und die Geräusche eines Tastentelefons leiten akustisch über zu einem von Dietmar Brehms "Eindringungsfilmen": Hallo Mabuse. Ans andere Ende der Leitung gelangen, ins Bild eindringen, das meint hier: es umzupolen ins Negativ und durch eine Art Kreisblende auf Schemenhaftes zu konzentrieren. Umrisse und Gesichtszüge eines Mannes büßen in den starken Hell-Dunkel-Kontrasten die Konturen ein, treten aber auch expressiv hervor. Ein Dialog rätselhafter Gesten entspinnt sich.
Die Quelle: einige szenische Miniaturen aus Fritz Langs berühmtem, in der Zwischenkriegszeit realisiertem Kriminalfilm um Hypnose und Terror, Das Testament des Dr. Mabuse. Brehm hat dieses Material schon einmal, in einer kürzeren Variante, in den Praxis-Band 14 eingebunden; nunmehr präsentiert er es, im Tempo verlangsamt und durch neue Schnittfolgen sowie weitere Bildmotive variiert, als autonomes Glied der Reihe.
Hallo Mabuse besticht durch seine Reduktion, in der sich eine konspirative Narration vollzieht, mehr noch aber die Bilder selbst uneindeutig, obskur, nicht vertrauenswürdig erscheinen. Ein Kopfnicken, das in seiner mechanischen Wiederholung verräterisch wirkt, trifft im suggerierten Gegenschuss auf das Profil eines bärtigen Mannes, der gar nicht zu reagieren scheint. Das leichte Flackern des Bildes verstärkt noch den Eindruck, einer verbotenen Übereinkunft, einem ehrlosen Handschlag beizuwohnen. Das Läuten des im Bild abwesenden Telefons genauso wie das konstante Ticken einer Uhr verleihen dem Geschehen eine begrenzte Zeitlichkeit. Etwas läuft ab und geht damit auch schon zu Ende, ein geisterhafter Finalakt, der mit einer Explosion vorweggenommen wird und mit dem Ton einer fallenden Guillotine abreißt. (Dominik Kamalzadeh)
Hallo Mabuse
2016
5 min