10/65 Selbstverstümmelung
Was dieser Film heraushebt, ist das surrealistische Drama symbolischer Selbstzerstörung, das Kren aus der Aktion Brus herausholte, indem er die einzelnen Gesten in eine dichte, ikonoklastische Darstellung eines Mannes umwandelte, der in weißes Verbandszeug gehüllt und von Gerätschaften umgeben ist, als kämen sie aus einem Operationssaal: mit all diesen Rasierklingen, Scheren und Skalpellen dringt Brus während einer Art rituellen Selbstoperation in seinen Körper ein.
(Stephen Dwoskin)
Längere Einstellungen betonen in Selbstverstümmelung den dramatischen Bildinhalt: Brus wälzt sich auf dem Boden, den ganzen Körper mit Teig und Mehl bedeckt, umgeben von Rasierklingen, Nägeln, Mauerhaken etc., ...
(Hans Scheugl & Ernst Schmidt jr.)
Michael Palm zu 10/65 Selbstverstümmelung von Kurt Kren
Hier zeigt sich der ganze Schrecken des Körpers, wenn er einmal raumzeitlicher Kohärenz entzogen ist und unter dem Eindruck von manischen Wiederholungsmontagen und Verstümmelungen zu einer amorphen Masse dekomponiert wird. In Kurt Krens Körper-Kino ist der Mensch nicht mehr das Maß aller Dinge.
(Michael Palm: Which Way?, Drei Pfade durchs Bild-Gebüsch von Kurt Kren, in: Hans Scheugl (Hrsg.), Ex Underground Kurt Kren. Seine Filme, Wien 1996)