A Tropical House
Nach seiner formal dichten Arbeit Tower House von 2013 ist A Tropical House die zweite filmische Meditation Karl-Heinz Klopfs über das Zuhause eines Architekten. Diesmal handelt es sich um das 2013 fertiggestellte Haus des indonesischen Architekten Andra Matin, welches in Bintaro, einem Vorort von Jakarta, gelegen ist. Während Tower House aus genau vierzig jeweils neunzig Sekunden langen 360-Grad-Kameraschwenks bestand, die sich im Gebäude sukzessive nach oben schrauben, ist A Tropical House fast zur Gänze aus statischen Totalen und Halbtotalen komponiert: Der Raum wird Schritt für Schritt und Ebene für Ebene aus einer Vielzahl von Blickwinkeln erschlossen. (Die wenigen Sequenzen, in denen sich die Kamera bewegt, sorgen für kleine Freudenschübe im Betrachter.) Die Einstellungen sind kühl distanziert, fast "asiatisch". Das Haus selbst ist einfach genug: lange Betonplatten, Holzwände, Rampen, dazwischen großzügige Leerräume. Man könnte auch umgekehrt sagen, das Haus bestehe aus weitläufigen, bloß hier und da von Holz und Beton unterbrochenen Licht- und Lufttrakten. Es gibt auch einen großen Teich, Rasenflächen, einen Frangipanibaum in einem weiteren Teich sowie eine erkleckliche Zahl an Katzen – ganz zu schweigen von den Familienmitgliedern, Freunden und Arbeitern, die alle unterschiedlichen Beschäftigungen nachgehen in diesem ruhigen und doch sehr belebten Haus.
Das ganze Ensemble scheint trotz seines physischen Gewichts geradezu in der Luft zu schweben. Das Haus ist offen. Das vermeintlich einfache Gebäude wird zu einem Gegenstand der Faszination für den Betrachter, vor dessen Augen sich die sorgfältig entworfenen Räumlichkeiten entfalten. Mag das Haus auch den Eindruck machen, ganz im gegenwärtigen Moment zu ruhen – die Oberflächen des Materials im sich ändernden Licht; der komplex gewebte Soundteppich aus Wind und Wasser, urbanem Geklapper und Vogelgesang –, so erfahren wir doch auf der anderen Seite von den Stimmen Matins und seiner Frau, die aus dem Off zu hören sind, dass das Haus aus den Kindheitserinnerungen seines Schöpfers gemacht wurde. A Tropical House ist ein Film, der sich Zeit lässt (so viel, wie nötig ist, nicht mehr). Die Räume des Hauses sind der Film, den wir sehen.
(Arturo Silva)
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Thomas Brooks
on A TROPICAL HOUSE, Buenos Aires, BAFICI 2016 (Kritik)
A Tropical House, Klopf´s premiere at the Festival, follows a similar path as Tower House. A square, straight-lined house in Indonesia, where fixed shots are the best way of capturing the living space. Here, too, the actual voice of the architect who built the house and lives there, together with the images of family and friends´ meetings, gives the lm a human touch, showing an interest in the ways in which we inhabit our spaces. A common denominator in both of Klopf´s chosen buildings is that their rooms are usually open ones, with few doors, and thus very suitable for the circulation that the films of the director express.
(Martin Gomez, Buenos Aires)
Architecture films are special and usually not suited to popular taste. The Austrian Karl-Heinz Klopf however succeeds with his film A Tropical House to enthuse a wide audience. Beginning with long shots of the entrance of the architect´s house in Indonesia, where people constantly come in and out, he piques the curiosity of the spectator. [...]
A Tropical House
2015
Österreich, Indonesia
51 min
Dokumentarfilm
Javanesisch, Englisch
Englisch