Supercargo
Eine Trivial Pursuit-Karte, so heißt es im Film, verortet sogenannte Cargokulte auf den ozeanischen Vanuatu-Inseln: Indigene Bevölkerungsgruppen imitierten dabei aus simplen Rohstoffen Geräte und Gesten US-amerikanischer Soldaten. Diese Nachbauten von Funkgeräten aus Holz und symbolische Landebahnen sollten Flugzeuge voller Fracht vom Himmel locken, Glück und Wohlstand bringen. Über jene rituellen Praktiken nähern sich Filmemacher Christoph Schwarz und Medienkünstler Peter Moosgaard kunsttheoretischen Diskursen zu Kopie, Fälschung und Originalität an – zumal sich Letzterer in einer Schaffenskrise befindet und im Aufspüren des "Supercargos" den ersehnten Durchbruch wähnt: Kunstwerke werden imitiert und technische Konsumgüter aus Ästen als funktionsuntüchtige Attrappen nachgebaut.
Supercargo operiert dabei in mehrfacher Hinsicht mit echten Fakes, denn wie auch in früheren Arbeiten von Christoph Schwarz sind Fiktion und Dokumentation derart miteinander versponnen, dass die Aufnahmen selbst zum spielerischen Material geraten. Mit präzisen Einstellungen wird der Findungsprozess begleitet, die Off-Stimme Fritz Ostermayers dominiert die Bilder aus der stellvertretenden Perspektive eines Ich-Erzählers und hält die Sequenzen als tagebuchartige Narration zusammen. Eine selbstironische Note läuft gleichsam als Hintergrundrauschen mit: in Beratungsgesprächen mit dem Philosophen Robert Pfaller etwa, das Konzept aktuellen Trends der Kulturszene anzupassen. Oder wenn die Spurensuche nach verborgenen Riten in der Provinz nicht so recht gelingen will, und zuvor angepriesene "Austrocargo"-Phänomene mit aufmüpfigen Jugendlichen fingiert werden müssen, um die Mogelpackung nicht auffliegen zu lassen. Am Ende der künstlerischen Suchbewegung bleibt die Erkenntnis: "Das Warten ist der schwierigste Teil." (Jana Koch)
Supercargo
2015
25 min
Kurzfilm
Deutsch
Englisch