NAVIGATOR
Üblicherweise dient ein Navigator dazu, Orientierung auf unbekanntem Terrain zu geben. Mittels geometrischer Hilfsmittel Pfade durch noch unbeschrittene Räume zu legen. Was aber, wenn Raum und Aufzeichnung, Gebiet und Karte in eins fallen, sich ineinander zu verschlingen beginnen?
Björn Kämmerer kreiert in NAVIGATOR eine Art Sehmaschine, die genau derlei Verschlingung vollzieht. Eine konzentrische Metallvorrichtung befindet sich in konstanter Rotation. Zu sehen sind, rhythmisch gegeneinander geschnitten, verschiedene Ansichten dieser Bewegung. Auf den spiegelnden Segmenten, die wie ineinander greifende Sicheln erscheinen, bilden sich Teile der weitgehend unerkannt bleibenden Umgebung ab. Glas, Stahl und Mechanik, aber auch organisch, ja psychedelisch wirkende Zerrbilder verdichten sich in der Rotationsmaschine – wobei sich der Strudel der erzeugten Reflektionen gegen die Richtung der kreisenden Bilderzeuger dreht. Kreisläufe innerhalb von Kreisläufen – als wäre Duchamps "Anämisches Kino" zu neuem, plastischem Leben erwacht. Denn NAVIGATOR setzt dort an, wo die losen Enden der Moderne in noch unbegangene Territorien ragen: Stahl und von blitzendem Chrom gerahmtes (Spiegel-)Glas, die in ihrer Kombination nicht kalte Funktionalität, sondern ungeahnten Formenreichtum anzeigen; Selbstreferenz, die nicht erkennen lässt, was innen und was außen ist, wiewohl beides unablässig mit im Spiel ist; Raumvermessung, die Objekt und Subjekt, Materie und Zugriff, so miteinander verzahnt, dass ein neuer Typus Raum daraus entsteht. Solcherart schafft der Navigator ein polymorphes Sehkonstrukt, das die Gegensätze aufhebt und zugleich seine ureigensten Schnitte, Kerbungen und Intervalle setzt. (Christian Höller)
NAVIGATOR zeigt kurze Einstellungen vermeintlicher Wiederholungen und konstruiert ein abstraktes und kubistisches Bild aus Glas und Stahl. Die Orientierung im Film wird mit zunehmender Zeit durch die rhythmische Verdichtung von Informationen gestört. (B. K.)
NAVIGATOR
2015
Österreich
7 min