6/64 Mama und Papa (Materialaktion Otto Mühl)
Hans Scheugl: Wie bist du eigentlich zu Mühl gekommen?
Kren: Wir begegneten uns in einem Café, und er hat mich gefragt, ob ich nicht eine Aktion von ihm aufnehmen würde. Ich habe gesagt, es ist okay, wenn ich mit dem Film machen kann, was immer ich will. Nach einigem Hin und Her hat er dann zugestimmt. Die Filme von den Aktionen sind keine Dokumentationen. Und als er dann den ersten Film sah, da war er etwas bleich im Gesicht. Er hatte sich das etwas anders vorgestellt. Er wollte für sich, und das war auch bei Brus so, eine reine Dokumentation. Und das war auch der Grund, daß er sich später eine Filmkamera zulegte und selber Filme machte.
H. S.: Hattest du vorher schon Aktionen von ihm gesehen?
Kren: Ich hatte von seinen Aktionen gehört, aber ich war nie dabei. Die erste Aktion, die ich gefilmt habe, war auch die erste, die ich gesehen habe. Allerdings war die Aktion, die ich gefilmt habe, keine öffentliche. Das war nur für den Film. Das war wichtig, denn so konnte ich sagen, stoppe einen Moment, ich muß den Film wechseln oder die Kamera aufziehen.
H. S.: Bist du bei den Materialaktionsfilmen auch nach einem bestimmten Schnittschema vorgegangen?
Kren: Ja.
H. S.: Die einzelnen Einstellungen waren ursprünglich durchaus länger?
Kren: Ja.
H. S.: Du hast bei der Montage Rücksicht genommen auf inhaltliche Zusammenhänge im Material?
Kren: Ja, wie bei den Fensterguckern, wo auch bestimmte Themen zusammenbleiben.
Um den Schnittplan zu erstellen, numerierte Kren die Einstellungen der Reihe nach durch. Den ersten Kader jeder Einstellung klebte er als Orientierungshilfe auf einen Karton und gab ihm eine Nummer. Bei Mama und Papa sind es 82 verschiedene Einstellungen. Jede Einstellung wurde dann in mehrere "Stücke" zerteilt und dem Schnittplan entsprechend aufgeteilt.
(Hans Scheugl: Die Filme, Eine kommentierte Filmographie, in: Scheugl, Hans (Hrsg.), Ex Underground Kurt Kren, Seine Filme)
1964
Österreich
3 min 57 sek